Commerzbank wappnet sich für zähen Machtkampf mit Unicredit

Zwischen der Commerzbank und Unicredit droht ein langwieriges Ringen um die Kontrolle und Ausrichtung – Vorstandschefin Orlopp gibt sich dennoch gelassen.

18.12.25 11:08 Uhr | 27 mal gelesen

„Ich rechne damit, dass sich erstmal wenig bewegt“, erklärte Vorstandschefin Bettina Orlopp im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Sie betonte, der Druck sei spürbar, aber die Commerzbank könne diesen aushalten. Interessant ist, dass sie ausdrücklich erwähnte, das Team sei gefordert – dennoch spüre sie Fortschritte und sehe eine gestiegene Loyalität bei Kundschaft und Belegschaft. Unicredit ist seit September 2024 mit einem beachtlichen Anteil bei der Commerzbank engagiert; der italienische Bankriese kontrolliert nun fast 30 Prozent der Anteile. Orlopp bleibt dennoch optimistisch: Die Entscheidung über das Schicksal der Bank liege letztlich bei den Aktionären, was für sie ausschlaggebend sei. Ihr eigenes Augenmerk richte sie auf den Ausbau der Commerzbank als eigenständige Kraft – und schließt dabei operativ eigene Zukäufe nicht aus. "Wir sind inzwischen stabil genug, um selbst Übernahmen zu prüfen." Doch von einer größeren Marktkonsolidierung erwartet Orlopp erst Impulse, sollte die Bankenunion in Europa vollendet werden. Dann nämlich dürften Fusionen über Landesgrenzen hinweg realistischer und attraktiver werden. Gerade deutsche Institute könnten dann – angesichts der starken heimischen Wirtschaft – eine Schlüsselrolle spielen. Wichtig sei allerdings, vorbereitet zu sein, meint die Vorstandschefin, „um bei den Veränderungen nicht nur mitzuschwimmen, sondern Akzente zu setzen.“

Die Commerzbank rechnet laut Vorstandschefin Bettina Orlopp mit einem anhaltend schwierigen Machtkampf mit dem italienischen Rivalen Unicredit, der inzwischen fast 30 Prozent der Anteile hält. Orlopp betont die Widerstandskraft der Belegschaft und zeigt sich offen für mögliche eigene Übernahmen, hält aber fest, dass die künftige Ausrichtung der Bank vor allem von den Aktionären bestimmt wird. Wichtige Weichenstellungen erwartet sie erst mit einer weiteren Integration des europäischen Bankenmarktes durch eine vollständige Bankenunion, die grenzüberschreitende Zusammenschlüsse erleichtern soll. Zusätzlich beleuchtet die aktuelle Lage die Nervosität im deutschen und europäischen Bankensektor: Experten bewerten den Einstieg von Unicredit mit Skepsis, da die Übernahme nicht ohne politischen und regulatorischen Widerstand bleiben dürfte. Erst vor wenigen Monaten hatte die EU-Kommission erneut auf die Bedeutung der Bankenunion hingewiesen, die zur Stärkung des Finanzplatzes Europa beitragen soll. In Bankenkreisen wird bereits seit längerem spekuliert, dass sowohl geopolitische Unsicherheiten als auch der zunehmende Konsolidierungsdruck kleinere Institute und nationale Champions auf Dauer zu neuen Allianzen zwingen könnten.

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