Dax-Unternehmen unterschätzen Klimarisiken in ihren Bilanzen

Deutschlands größte börsennotierte Firmen sehen die Folgen des Klimawandels durchaus – doch realistische Vorsorgemaßnahmen finden sich in ihren Geschäftsbüchern kaum.

heute 10:14 Uhr | 21 mal gelesen

Eine sorgfältige Recherche des 'Handelsblatts' belegt: Die 40 Dax-Unternehmen bereitstellen für drohende Klimafolgen praktisch keine finanziellen Reserven. Maßnahmen, um ihre Bilanzen gegenüber Extremwetter abzusichern, sind meist nur symbolischer Natur oder ganz und gar nicht vorhanden. Nur eine kleine Gruppe – exakt 14 Konzerne – hat via CDP freiwillig öffentlich gemacht, wie hoch ihre erwarteten Schäden aus Klimarisiken maximal sein könnten. Der Betrag: zusammengerechnet 3,8 Milliarden Euro. Annika Zawadzki von der BCG winkt allerdings ab. Ihr Eindruck: Da wird an der Realität vorbei geplant, denn vielerorts betrachten Firmen nur einzelne Standorte. Die eigentliche Dimension, etwa bei unerwarteten Lieferkettenausfällen oder Schäden für die Belegschaft, bleibt vermutlich im Dunkeln liegen. Und das, obwohl gerade jüngste Extremwetterereignisse, wie beispielsweise massive Überflutungen oder längere Hitzewellen, zeigen, dass der Klimawandel nicht vor Werkstoren haltmacht. Vielleicht ist es ein Fall von kurzsichtiger Risikoabwägung – oder schlichter Überforderung angesichts der Komplexität.

Die Untersuchung offenbart: Dax-Konzerne unterschätzen weiterhin nicht nur die wirtschaftlichen Gefahren des Klimawandels, sondern berücksichtigen sie bislang kaum adäquat in ihrer Finanzplanung. Während ein paar wenige Unternehmen zumindest Risiken oberflächlich angeben, fehlt es meist an echten Rücklagen oder gezielten Investitionen für eine robuste Klimaresilienz. Branchenbeobachter wie Annika Zawadzki kritisieren, dass Unternehmen oft nur sehr lokal und kurzfristig planen und die weitreichenden Folgen, etwa für Lieferketten oder Mitarbeitende, systematisch zu kurz kommen. Laut zusätzlichen Recherchen aus führenden deutschen Medien wird deutlich, dass trotz zunehmender politischer und gesellschaftlicher Forderungen nach Transparenz die Wirtschaft noch deutlich hinterherhinkt. Insbesondere die jüngsten Flutkatastrophen und Hitzewellen in Deutschland führen den Handlungsdruck vor Augen, aber die Umsetzung bleibt zäh: Vielfach herrscht Unklarheit darüber, wie Klimarisiken wirtschaftlich konkret bewertet werden sollen und wie sie sich langfristig auf den Unternehmenswert auswirken. Szenarienanalysen oder umfassende Nachhaltigkeitsberichte werden mittlerweile häufiger eingefordert und auch teilweise umgesetzt, aber verbindliche, prüfbare Rückstellungen, wie sie etwa für andere Unternehmensrisiken Standard sind, bleiben bislang absolute Ausnahme.

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