Paul Maley, der aktuell das US-Geschäft der Deutschen Bank überblickt, zeigte sich gegenüber dem 'Handelsblatt' sichtbar angespannt. Ihm bereitet Sorgen, dass die geplanten Lockerungen bei der amerikanischen Bankenaufsicht – also im Wesentlichen geringere Vorgaben an das Sicherheitskapital – dazu führen, dass US-Banken risikofreudiger und offensiver agieren können. Das scheint bereits jetzt spürbar: Kreditvergaben jenseits des Atlantiks werden, wohl begünstigt durch niedrige Zinsen, schon großzügiger gehandhabt, so Maley. Wenn nun noch die größten amerikanischen Banken ihre Bilanzstrukturen weiter optimieren dürfen, verstreut sich das laut ihm nicht nur auf das Heimatgeschäft, sondern „schwappt“ in der Folge zwangsläufig auch auf internationale Märkte über.
Wie sehr sich das Ganze rechnerisch auswirkt? Laut Alvarez and Marsal sinkt der nötige Kapitalpuffer für US-Banken im Schnitt um satte 15 Prozent. Das heißt de facto: mehr Risiko, mehr Spielräume, vielleicht auch mehr Unsicherheit? Diese Frage steht bei europäischen Wettbewerbern ganz oben.
Bettina Orlopp, Vorstand der Commerzbank, mahnt ebenfalls zur Zurückhaltung: Sie plädiert lautstark bei europäischen Regulierern, jetzt nicht noch weitere Komplexität durch neue Vorgaben zu schaffen. "Deregulierung darf kein US-Alleingang bleiben", findet sie, allerdings müsse das Fingerspitzengefühl stimmen – nicht alles solle vereinfacht werden, aber mancher Bereich würde von weniger Regulierung durchaus profitieren.
Die Deutsche Bank und auch andere große europäische Banken schlagen Alarm wegen der aktuellen Deregulierungsbestrebungen auf amerikanischer Seite. Konkret senkt die US-Politik die Eigenkapitalanforderungen für Banken, wodurch sie flexibler und risikofreudiger am Markt auftreten können. Dadurch fürchten europäische Institute, ins Hintertreffen zu geraten, sollten sie nicht nachziehen – wobei manche, wie Commerzbank-Chefin Orlopp, einen wohlüberlegten Umgang mit neuen wie alten Regeln fordern.
Recherchen aus aktuellen Medienberichten zeigen: In den USA zeigt sich bereits eine Lockerung der Bankenregeln, die vor allem mittelgroße Institute entlasten, was von Kritiker:innen als gefährlich für die Stabilität des Finanzsystems eingestuft wird (vgl. Quelle: Spiegel). Zeitgleich äußern sich europäische Bankenverbände zur Sorge, dass zu unterschiedliche Anforderungen den fairen Wettbewerb gefährden könnten (Quelle: FAZ). Die Bankenaufsichtsbehörden der EU signalisieren indes, dass sie kein Interesse an einem Regulierungswettlauf nach unten haben und eher Maßnahmen für langfristige Stabilität entwickeln möchten (Quelle: Süddeutsche).