Plädoyer für kürzere Vollzeit: Wissenschaftler regen neue Arbeitszeitmodelle an

Während immer mehr Menschen in Deutschland berufstätig sind, sinkt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit – ein Trend, der neue Forderungen nach kürzeren Vollzeitstellen befeuert.

15.10.25 11:03 Uhr | 54 mal gelesen

Laut aktueller Auswertung des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Uni Duisburg-Essen ist die mittlere Arbeitswoche in Deutschland mittlerweile auf 34,6 Stunden geschrumpft. Zugleich steigt die Zahl der Erwerbstätigen kontinuierlich und hat 2023 die höchste Marke seit der Wiedervereinigung erreicht. Interessanterweise ist vor allem das Arbeitszeitvolumen der Männer spürbar zurückgegangen – im Vergleich zu 2012 arbeiten sie jetzt 1,1 Stunden weniger pro Woche. Nicht zu unterschätzen: Der Anteil der Teilzeitbeschäftigung wuchs in den letzten Jahren von 27,2 auf nunmehr 30,9 Prozent, was sich inzwischen nicht mehr nur auf Mütter oder ältere Arbeitnehmer konzentriert. Immer öfter setzen auch Väter, Hochqualifizierte und jüngere Beschäftigte ohne familiäre Verpflichtungen auf reduzierte Stundenmodelle. Aus Sicht der Arbeitssoziologin Angelika Kümmerling bietet dieser Wandel Chancen. Sie argumentiert, ein offiziell verkürztes Vollzeitmaß könne mehr Menschen den Einstieg in Beschäftigung erleichtern – und der daraus entstehende Zugewinn an Erwerbstätigen dürfte die verkürzten individuellen Arbeitszeiten auffangen. Ein interessanter Gedanke, der die Debatte um die Zukunft der Arbeit sicherlich belebt.

Der Artikel beleuchtet die sinkende durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Deutschland – mit 34,6 Stunden auf einem Rekordtief, trotz historisch hoher Erwerbstätigenzahl. Bemerkenswert daran ist laut Studie, dass vor allem Männer ihre wöchentliche Arbeitszeit reduziert haben und dass der Trend zur Teilzeitarbeit immer weitere Kreise zieht. Die Expertin Kümmerling schlägt vor, den Standard für Vollzeitstellen zu verkürzen, was sowohl Beschäftigung wie auch Lebensqualität steigern könnte. Ergänzend zu diesen Entwicklungen wird in Medienberichten aktuell intensiv darüber diskutiert, wie Arbeitszeitverkürzung als Reaktion auf Fachkräftemangel, demografischen Wandel und gesellschaftlichen Wertewandel wirken kann. Verschiedene Pilotprojekte – etwa die Vier-Tage-Woche – werden weiter getestet, um den Einfluss auf Produktivität und Wohlbefinden zu evaluieren. Unternehmen und Politik reagieren darauf mit eher vorsichtigen, aber stetigen Anpassungen, wobei Gewerkschaften verstärkt kürzere Vollzeitmodelle fordern. Langfristig könnte die Arbeitswelt flexibler, sozial ausgewogener und nachhaltiger werden – die Kontroverse zwischen ökonomischer Leistungsfähigkeit und individueller Lebenssituation bleibt jedoch virulent.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung analysiert, dass die verkürzte Arbeitszeit Diskussionen zu gesellschaftlichem Wandel, Fachkräftebedarf und Work-Life-Balance anheizt; die breite Akzeptanz für flexible Modelle wachse, während Unternehmen noch Vorsicht walten lassen (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Zeit Online beleuchtet, wie Verkürzungen der regulären Arbeitszeit (z.B. Vier-Tage-Woche) durch Pilotprojekte die Produktivität teils sogar erhöhen, doch gleichzeitig Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit und gerechte Verteilung der Arbeit bestehen bleiben (Quelle: Zeit Online).

Die FAZ berichtet, dass Gewerkschaften verstärkt Modellversuche und gesetzliche Schritte zu kürzeren Vollzeitstandards fordern, während wirtschaftsliberale Stimmen die Gefahr von Wohlstandseinbußen betonen – es bleibt ein Ringen um die Balance zwischen individueller Freiheit und ökonomischer Stabilität (Quelle: FAZ).

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