Wohnungsmieten in Großstädten: Ein gefährlicher Bremsklotz für die wirtschaftliche Entwicklung?

Der deutsche Mietmarkt driftet auseinander – Altverträge schützen, Neuverträge sprengen Budgets.

heute 10:32 Uhr | 78 mal gelesen

Wer in den letzten Jahren versucht hat, in einer der großen deutschen Städte eine neue Wohnung zu beziehen, dürfte das Gefühl wiedererkennen: Die Mieten kennen scheinbar keine Grenzen mehr. Laut aktueller Auswertung des Ifo-Instituts sind die Preise für Neuvermietungen in den sieben größten Städten Deutschlands seit 2013 um sagenhafte 75 Prozent gestiegen – bei Bestandsmieten hingegen geschieht der Anstieg deutlich langsamer. Interessant (oder bedrückend?) ist dabei die Schere zwischen alter und neuer Miete: Im Schnitt zahlt man für einen neuen Vertrag pro Quadratmeter knapp viereinhalb Euro mehr – das entspricht einem Aufpreis von fast 50 Prozent. Noch deutlicher ist die Diskrepanz in Berlin, wo der Sprung sogar gut 70 Prozent beträgt. München und Hamburg folgen mit 45 und 37 Prozent. Man könnte fast meinen, Menschen mit bestehenden Mietverträgen hätten einen Lottogewinn gezogen. Gleichzeitig knirscht der Wohnungsmarkt: Wer umziehen will oder muss, steht vor enormen finanziellen Herausforderungen. Besonders pikant wird es bei niedrigen Einkommen – im Altvertrag bleibt die Belastung bei stabilen 35 Prozent, doch bei Neuvermietungen schluckt die Miete in Großstädten oftmals schon fast die Hälfte des Gehalts. Kein Wunder, dass viele lieber in Wohnungen verharren, die vielleicht gar nicht mehr zu ihrem Leben passen. Arbeitskraft und Mobilität bleiben so auf der Strecke, was wiederum die Wirtschaft schwächt. Die Forscher des Ifos schlagen vor, jetzt vor allem das Angebot zu stärken: Mehr, schnellerer und günstigerer Wohnungsbau sei nötig, ansonsten bleibt die bloße Mietpreisbremse ein stumpfes Schwert. Ehrlich gesagt klingt das alles logisch – aber ob und wie schnell sich daran politisch wirklich etwas ändert? Da bleibt ein Restzweifel.

Die Wohnungsmärkte in Deutschlands Metropolen entwickeln sich laut einer aktuellen Ifo-Studie immer mehr zu einem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problem. Während viele Bestandsmieter weiterhin von vergleichsweise stabilen Preisen profitieren, steigen die Mieten für neue Verträge – gerade in den Ballungsgebieten – regelrecht sprunghaft. Die Schere zwischen alten und neuen Mieten sorgt nicht nur für finanzielle Belastung, sondern blockiert auch Mobilität und letztlich die Wirtschaftskraft der Städte. Laut Ifo-Institut führt dies dazu, dass viele Menschen aus Angst vor teuren Mieten nicht umziehen, selbst wenn ihre Wohnung nicht mehr zum aktuellen Bedarf passt, wodurch sie dem Arbeitsmarkt weniger flexibel zur Verfügung stehen. Die Autoren der Studie raten dazu, den Wohnungsbau und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum zu beschleunigen und effizienter zu gestalten – beispielsweise durch schnellere Genehmigungsverfahren, günstigeres Bauen und gezieltere Förderungen. Gleichzeitig zeigen aktuelle Recherchen, dass die Politik bislang wenig wirksame Reformen vorgelegt hat; vielerorts sorgen zusätzlich hohe Baukosten und Zinsen, Materialengpässe sowie kaum ausgeschöpfte Förderprogramme für Stillstand. Ein weiteres Problem ist, dass das Mietrecht den bestehenden Mietern Schutz bietet, aber den Zugang zum Wohnungsmarkt für neue Haushalte massiv erschwert und so Ungleichheiten verstärkt. Deutschland ringt also mit einer akuten Wohnungsnot, die durch politische Maßnahmen bislang kaum durchbrochen wurde.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

1. Der Artikel bei ZEIT ONLINE berichtet, dass die Bundesregierung ihr Ziel, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu schaffen, deutlich verfehle; zahlreiche Bauprojekte werden wegen hoher Zinsen oder Materialkosten storniert oder verzögert. Dies führe dazu, dass der Wohnungsmarkt in vielen Städten zunehmend leergefegt und Neubau für Familien oder Geringverdiener kaum mehr bezahlbar sei. Die politische Wirkung der eingeführten Mietpreisbremse bleibt begrenzt, da dem Problem des knappen Angebots so nicht beizukommen ist. (Quelle: ZEIT ONLINE)

2. Die FAZ hebt hervor, dass insbesondere in Metropolen wie München oder Berlin die Differenz zwischen Neu- und Bestandsmieten immer deutlicher zutage trete; so würden viele Menschen gezwungen, aus dem Umland längere Pendelwege in Kauf zu nehmen oder auf kleinere Wohnungen auszuweichen. Das drücke nicht nur auf den Arbeitsmarkt, sondern verschärft auch soziale Spaltungen. Experten sehen dringenden Handlungsbedarf, da die gesellschaftliche Stabilität bedroht sei. (Quelle: FAZ)

3. Die Süddeutsche Zeitung analysiert, dass trotz diverser Förderprogramme für bezahlbaren Wohnraum vor allem der langwierige und bürokratische Genehmigungsprozess den Bau neuer Wohnungen blockiere. Es gebe zahlreiche Investoren, aber schleppende Umsetzung und politische Unsicherheit lassen Projekte stocken. Angesichts dieser Probleme prognostizieren Wirtschaftsforscher eine noch deutlich dramatischere Wohnungsnot in den kommenden Jahren. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)

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