EVG pocht auf schnellen Führungswechsel bei DB Cargo – Kritik an Nikutta eskaliert

Heftige Vorwürfe gegen die DB Cargo-Chefin Sigrid Nikutta: Die EVG verlangt ihren raschen Abgang und wirft ihr konzeptloses Handeln vor. Ein interner Brief sorgt für Spannung an der Spitze der Bahn-Tochter.

heute 17:43 Uhr | 47 mal gelesen

Mal ehrlich, das hatte sich wohl keiner so vorgestellt: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) fordert forsch das Aus für Sigrid Nikutta als Chefin des Güterverkehrszweigs der Deutschen Bahn. "Nur ohne Nikutta hat Cargo noch eine Chance", bringt es Cosima Ingenschay, Vize der EVG, in einem Brandbrief auf den Punkt – der laut SPIEGEL an die neue Bahnchefin Evelyn Palla und Aufsichtsratschef Werner Gatzer adressiert war. Die Vorwürfe wiegen schwer: Nikutta vertrete laut EVG eine Politik des "kopflosen Schrumpfens", es drohe ein gefährlicher Wendepunkt. Mittlerweile sei die Führung von DB Cargo, so heißt es scharf, ein riskanter Bremsklotz für die gesamte Branche. Seit Nikuttas Amtsübernahme habe sich die Bilanz in tiefroten Zahlen verheddert: Mehr als 3,1 Milliarden Euro Minus insgesamt. Dabei, betont die Gewerkschaft, habe Corona oder der Ukraine-Krieg an der Misere keinen so großen Anteil wie behauptet – es liege schlicht am Kurs der Chefin. Auch versprochene Reformen, etwa zum flexibleren Einsatz des Zugpersonals, würden kaum umgesetzt. Stattdessen gebe es ständig neue Baustellen und Schlagzeilen – aber kaum greifbare Lösungen. Mitarbeitende sähen, dass Nikutta nicht fürs Unternehmen, sondern Machterhalt und PR arbeite. Bemerkenswert: Noch vor einiger Zeit hatte die EVG durchaus Hoffnung in Nikutta gesetzt – ein echter Stimmungsumschwung. Doch jeglicher Lichtblick seien reine Sondereffekte, keine Basis für ein Comeback. Und nun drängt die EU – ab 2026 muss die Gütersparte zwingend profitabel werden, sonst droht die Zerschlagung. Ein Sparkurs unter Berateraufsicht empfiehlt das Aus für den Einzelwagenverkehr, doch stattdessen, so der Tenor, werde Reformstau verwaltet und Personal abgebaut, ohne mutige Ideen. Ingenschay fordert mehr Verantwortung im Aufsichtsrat, moniert Unklarheit und Zeitdruck. "Ich sehe meine Aufgabe darin, nicht wegzuschauen" – ein Satz wie ein Signal in unruhigen Zeiten.

Die EVG fordert vehement die Abberufung von Sigrid Nikutta als DB Cargo-Chefin, da sie laut Gewerkschaft das Unternehmen in eine Sackgasse geführt hat. Insbesondere werden mangelnde Umsetzung von zugesagten Veränderungen und ein Fokus auf öffentlichkeitswirksame Initiativen auf Kosten echter Verbesserungen kritisiert. Die Faktenlage bleibt dabei komplex: Der Druck auf DB Cargo steigt vor allem durch EU-Vorgaben, ab 2026 keine Verluste mehr zu machen. In ihrer Kritik stellt die EVG heraus, dass trotz externer Krisen wie Pandemie und Ukrainekrieg die strukturelle Misere hausgemacht sei. Noch problematischer wird die Lage, weil dringend ein tragfähiges Sanierungskonzept fehlt und die Zeit für eine nachhaltige Wende davonläuft. Laut Recherchen der FAZ haben in den letzten Tagen verstärkt auch Politiker aus der Regierungskoalition die schleppende Transformation bei DB Cargo kritisiert und eine zügige Entscheidung über die Konzernspitze gefordert. Der SPIEGEL berichtet ergänzend, dass unter Führung von Nikutta wichtige operative Projekte auf Eis liegen, da vor allem interne Machtkämpfe und Unsicherheit über den künftigen Kurs herrschen. Im Handelsblatt wurde darüber hinaus darauf hingewiesen, dass andere europäische Güterbahn-Unternehmen im Vergleich deutlich effizienter arbeiten und DB Cargo rasch konkurrenzfähig werden muss, um ihre Netzfunktion zu behalten.

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Die FAZ berichtet, dass sowohl Gewerkschaften als auch Teile der Ampel-Koalition eine konsequente und schnelle Klärung der Führungssituation bei DB Cargo fordern. Aktuell herrscht Unruhe im Aufsichtsrat, und die Politik verlangt zügig ein überzeugendes Sanierungs- und Innovationskonzept, um langfristig den Standort Deutschland im Schienengüterverkehr zu sichern. Quelle: FAZ

SPIEGEL schreibt, wichtige Projekte bei DB Cargo seien ins Stocken geraten, weil alle Beteiligten vor einer Führungsentscheidung abwarten und die Mitarbeiter zunehmend frustriert reagieren. Die politische Dimension der Debatte ist inzwischen so groß, dass auch das Verkehrsministerium signalisiert: Ohne klare Strategie und Köpfe wird es keine weiteren Hilfen geben. Quelle: Spiegel

Das Handelsblatt hebt hervor, dass internationale Mitbewerber von DB Cargo derzeit deutlich flexibler und effizienter agieren. Für eine Trendwende in Deutschland sei es nötig, strukturelle Reformen anzugehen und die Innovationsfähigkeit bei DB Cargo entscheidend zu erhöhen, heißt es unter Berufung auf Konzernkreise und Branchenanalysen. Quelle: Handelsblatt

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