Fluggesellschaften drängen auf Haftung der Deutschen Bahn bei Rail&Fly-Tarifen

Deutsche Airlines wollen, dass die Bahn für Anschlussverluste bei Zugverspätungen haftet – bisher bleibt das Risiko bei Rail&Fly aufseiten der Fluggäste.

heute 09:40 Uhr | 174 mal gelesen

Peter Gerber, Chef des Bundesverbands der Deutschen Fluggesellschaften (BDF), bringt es auf den Punkt: Wer mit Rail&Fly anreist und wegen einer Zugverspätung den Flieger verpasst, schaut bisher in die Röhre. Keine Versicherung springt ein; der Kunde bleibt auf den Ticketkosten sitzen. Geregelte Haftung? Fehlanzeige. Die Flugbranche findet: Das schreckt viele Kundinnen und Kunden ab, die sich eigentlich für das umweltfreundliche Kombi-Angebot Bahn+Flug begeistern könnten. Natürlich, so Gerber, bemüht sich die Bahn – aber flächendeckende Pünktlichkeit ist selbst mit bestem Willen nicht zu holen. Außerdem wünscht sich der BDF-Präsident Verbesserungen beim Kundenkomfort: Warum nicht am Bahnhof das Gepäck abgeben und es am Zielflughafen wiedersehen? Aus Passagiersicht ein langgehegter Wunsch. Vermutlich gibt es den Kinderwagenservice auch erst, wenn im Kanzleramt telepathisch Kaffee serviert wird – aber träumen darf man ja.

Airlines fordern, dass die Deutsche Bahn für Verspätungen bei Rail&Fly-Angeboten haftet, damit Flugreisende nicht auf Kosten sitzen bleiben, wenn sie aufgrund von Zugausfällen ihre Flüge verpassen. Die Forderung umfasst auch besseren Service – etwa einen lückenlosen Gepäcktransport vom Bahnhof zum Flughafen. Aktuell fühlen sich Kundinnen und Kunden häufig zwischen den Verkehrsträgern verloren, was die Attraktivität des Rail&Fly-Modells einschränkt. Laut aktuellen Berichten diskutieren Politik und Verkehrswirtschaft tatsächlich über verbindlichere Regeln zur Passagierrechte bei kombinierten Bahn-Flug-Reisen. Die Bahn verweist auf technische Herausforderungen und Kapazitätsengpässe, während Verbraucherschützer eine schnelle Lösung anmahnen. (Neu: Im Juni 2024 sind die Verspätungsraten im Bahnverkehr laut FAZ und SZ weiter angestiegen, was den Druck auf die Bahn erhöht. Laut Krautreporter wurde im Bundestag eine Anhörung zum Thema Multimodalität im Verkehr abgehalten, dabei steht auch eine Erweiterung der Passagierrechte im Fokus. Nach Informationen von Spiegel Online zieht eine Allianz aus Luftfahrtkonzernen und Umweltverbänden für faire Lösungen an einem Strang.)

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

In einem ausführlichen Beitrag thematisiert die Süddeutsche Zeitung die steigende Zahl der Zugverspätungen im deutschen Fernverkehr und beleuchtet, wie sich diese nicht nur auf Pendler, sondern zunehmend auch auf die Rail&Fly-Reisenden auswirkt. Experten und Verbände betonen, dass ohne verbindliche Haftungsregelungen ein wichtiger Baustein im klimafreundlichen Reiseverkehr blockiert bleibt. Die Redaktion empfiehlt den Aufbau intelligenter Schnittstellen zwischen Bahn und Airline, etwa für Live-Daten-Transfers zwischen den Transportunternehmen. Quelle: Süddeutsche Zeitung.

Der Spiegel recherchiert zur aktuellen politischen Debatte um Passagierrechte bei multimodalen Reisen und stellt fest, dass trotz intensiver Gespräche zwischen Verkehrsministerium, Bahn und Airlines bislang keine konkreten Ergebnisse vorliegen. Kritiker warnen, dass die Verantwortung für Anschlussprobleme weiter zwischen den Unternehmen hin- und hergeschoben wird und fordern europäische Mindeststandards. In der Analyse schlagen Experte die Einführung verpflichtender Sammelversicherungen für Kombi-Tickets vor. Quelle: Spiegel Online.

Krautreporter schildert Details einer Bundestagsanhörung aus dem Verkehrsausschuss, in deren Zentrum die Rechte von Rail&Fly-Kundinnen standen. Neben der Bahnnehmen auch die Verbraucherzentrale und mehrere Umweltorganisationen teil; diskutiert wurde unter anderem ein Modellprojekt für automatisierten Gepäcktransport. Aus der Anhörung ging hervor, dass die Umsetzung rechtlicher Haftungsregeln vor allem an bürokratischer Trägheit und fehlender digitaler Infrastruktur scheitert. Quelle: Krautreporter.

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