WHO schlägt Alarm: Antibiotika verlieren weltweit an Wirkung

Immer mehr Bakterien trotzen gängigen Antibiotika – die WHO warnt vor den Folgen für die gesamte Weltbevölkerung.

heute 11:11 Uhr | 77 mal gelesen

Man könnte ja meinen, sowas habe man schon oft gehört, aber diesmal scheinen die Zahlen selbst hartgesottene Expertinnen zu schockieren: Nach aktuellen WHO-Auswertungen aus mehr als 100 Ländern war 2023 bereits jede sechste im Labor bestätigte bakterielle Infektion auf mindestens ein Antibiotikum nicht mehr ansprechbar. Zwischen 2018 und 2023 legte die Resistenz bei mehr als 40 Prozent der untersuchten Erreger-Antibiotika-Paare um den Jahreswert von fünf bis 15 Prozent zu – was ehrlich gesagt ziemlich beängstigend klingt, wenn man sich die Geschwindigkeit vor Augen hält. Der Bericht sammelt Daten aus dem globalen GLASS-Netzwerk – und die Zeichen stehen eindeutig auf Sturm: Gerade in Südostasien und im östlichen Mittelmeerraum ist das Problem besonders akut, da ein Drittel aller dokumentierten Infektionen schon jetzt auf Standardantibiotika nicht mehr anspricht. In Afrikas WHO-Region betrifft die Resistenz immerhin noch jede fünfte bakterielle Erkrankung. Besonders üble Kandidaten sind dabei gramnegative Bakterien, die ohnehin als schwer zu knacken gelten und daher verstärkt im Fokus stehen. "Die Gefahr ist, dass unser medizinischer Werkzeugkasten schlichtweg leerläuft, während die Bakterien aufrüsten," sagte der WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sinngemäß – und forderte energisch, dass Antibiotika viel sorgfältiger eingesetzt werden müssen. Zugleich fordert er eine bessere Diagnostik, mehr Zugang zu modernen Arzneien und den Ausbau globaler Präventionsarbeit. Die Hoffnung ruht jetzt auf frischer Forschung: Neue Antibiotika-Generationen, smarte Schnelltests und konsequente Präventionsmaßnahmen könnten das Blatt vielleicht noch wenden – aber ehrlich gesagt, der Zeitdruck wächst.

Die WHO schlägt erneut Alarm: Die Wirksamkeit von Antibiotika schwindet rasant, vor allem in Ländern mit hoher Bevölkerung und begrenztem Zugang zu modernen Gesundheitssystemen. Dabei geraten auch lebenswichtige Standardtherapien zunehmend ins Hintertreffen – dramatisch vor allem für Neugeborene, Immungeschwächte oder ältere Menschen. Die Daten zeigen, dass wir uns auf eine Ära zubewegen, in der vermeintliche Routineinfektionen wieder tödlich verlaufen könnten, sollten Forschung, internationale Zusammenarbeit und ein grundlegender Einstellungswandel in Sachen Antibiotika nicht schleunigst Fahrt aufnehmen. Dafür braucht es laut Experten vielschichtige Strategien: Striktere Vorschriften, bessere Überwachung des Antibiotika-Einsatzes in Human- UND Tiermedizin, globale Verfügbarkeiten sicherer Medikamente und Investitionen in Prävention (wie Hygiene oder Impfungen). Ganz neu sind diese Warnungen jedoch nicht – schon 2019 hatte eine große UN-Studie geschätzt, dass ohne beherztes Eingreifen bis 2050 jährlich bis zu 10 Millionen Menschen an multiresistenten Keimen sterben könnten. In diesem Jahr drängen WHO, Mediziner*innen und Politik noch nachdrücklicher darauf, dass Bevölkerung und Entscheidungsträger gleichermaßen Verantwortung übernehmen, denn der Wettlauf mit den Bakterien ist längst eröffnet.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung beleuchtet die Folgen der zunehmenden Antibiotikaresistenzen mit Fokus auf das deutsche Gesundheitssystem und betont, dass auch hierzulande vermehrt Infektionen auftreten, die nicht mehr mit Standardantibiotika behandelbar sind; dabei werden sowohl strukturelle Probleme bei der Überwachung als auch notwendige Reformen im Umgang mit Antibiotika diskutiert (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung setzt sich kritisch mit Versäumnissen in der globalen Politik auseinander und fordert handfeste internationale Maßnahmen, um die Forschung an neuen Antibiotika voranzutreiben – sie weist explizit darauf hin, dass pharmazeutische Unternehmen häufig zu wenig Anreiz haben, entsprechende Präparate zu entwickeln (Quelle: FAZ).

Spiegel Online analysiert, warum Resistenzen besonders in südlichen Ländern mit lockererem Rezeptzwang für Antibiotika so schnell zunehmen, warnt vor den Risiken einer unregulierten Arzneimittelvergabe und schildert anhand mehrerer Fälle die dramatischen Konsequenzen für die öffentliche Gesundheit (Quelle: Der Spiegel).

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