UNHCR: Kapazitäten für Rückkehrer in Syrien sind erschöpft – Warnung vor Abschiebungen

Der Leiter des UN-Flüchtlingshilfswerks in Syrien, Gonzalo Vargas Llosa, meldet, dass Syrien kaum noch in der Lage sei, weitere Flüchtlinge aufzunehmen – und lehnt Zwangsrückführungen aus Deutschland klar ab.

12.10.25 15:57 Uhr | 159 mal gelesen

Mehr als eine Million geflüchtete Menschen sind 2024 bislang aus den Nachbarländern wie dem Libanon oder Jordanien nach Syrien zurückgekehrt – und eine weitere Million wird binnen Monaten noch erwartet, wie Gonzalo Vargas Llosa gegenüber der 'Süddeutschen Zeitung' erklärte. Das größte Problem: Das Land ist jetzt schon überlastet, allen Hilfsorganisationen fehlt es an Mitteln und Infrastruktur bricht an vielen Stellen weg. Da verwundert es kaum, dass der UNHCR-Vertreter dramatisch warnt: Sollte Deutschland – wie vom Bundesinnenminister gefordert – Abschiebungen von Straftätern oder abgelehnten Asylbewerbern nach Syrien anbahnen, könnte die ohnehin fragile Lage vollends kippen. Was aktuell geplant ist? Ein Abkommen mit Damaskus noch 2024, um schrittweise Rückführungen zu starten. Auch die Prüfung von Asylfällen durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge läuft inzwischen wieder, per Weisung aus Berlin. Eine riskante Entwicklung, findet Vargas Llosa: Die Lebensbedingungen in Syrien sind weiterhin kritisch, erzwungene Rückkehr sei selten von Dauer. Die meisten Heimkehrer versuchen, die Not zu umgehen – oft geht die Reise dann weiter, zurück in überfüllte Camps etwa im Libanon oder in Jordanien, oder erneut auf gefährlichen Routen Richtung Europa. Hinzu kommt: Weil viele Staaten, darunter Deutschland, humanitäre Hilfe aktuell kürzen, mussten 40 Prozent der regionalen Hilfszentren in Syrien geschlossen werden. Es bleibt absurd – gerade, wo endlich kleine Chancen für Lösungen existieren, fehlt es an internationalem Willen. Vargas Llosa appelliert: Das dürfe man nicht verspielen.

Syrien steht am Rand des Machbaren, wenn es um die Versorgung zurückkehrender Geflüchteter geht: Die Aufnahmekapazitäten sind erschöpft, die Versorgungslage ist labil und humanitäre Hilfe wird vielerorts gekürzt. Der UNHCR kritisiert scharf die geplanten Abschiebungen aus Deutschland, da die Voraussetzungen für sichere Rückkehr schlichtweg nicht vorhanden sind. Ohne ausreichend Unterstützung und Sicherheitsgarantien besteht die reale Gefahr, dass viele Rückkehrer erneut fliehen – oder zwischen den Grenzen stranden, ohne Hoffnung auf einen Neuanfang. Recherchen der letzten Tage betonen zudem, dass sich die humanitäre Situation in Syrien erneut drastisch verschlechtert; Krankheiten breiten sich durch Mangel an sauberem Wasser aus und die wirtschaftliche Lage verunmöglicht den Wiederaufbau von Familienleben. Während politische Debatten um Rückführungsabkommen geführt werden, berichten Hilfsorganisationen von geschlossenen Notunterkünften und steigender Verzweiflung vor Ort. Vor allem Menschenrechtsgruppen fordern eine langfristige und koordinierte Unterstützung statt kurzsichtiger Rückführungspläne.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Ein ausführlicher Beitrag der Süddeutschen Zeitung beleuchtet die aktuellen politischen Debatten um Rückführungen nach Syrien und arbeitet heraus, wie sehr Sicherheitslage und infrastrukturelle Mängel eine Integration rückkehrender Menschen verhindern. Die Recherchen zeigen, dass viele Rückkehrer nach kurzer Zeit vor neuen Gefahren oder Armut fliehen müssen. Die internationale Gemeinschaft wird kritisiert, weil sie trotz abnehmender Mittel keine neuen Lösungswege vorlegt. Quelle: Süddeutsche Zeitung.

Die FAZ beschreibt aktuelle Entwicklungen rund um die Asyl- und Abschiebungspolitik der Bundesregierung und stellt Versäumnisse bei der diplomatischen Abstimmung mit internationalen Organisationen heraus. Interviews mit Experten belegen: Migration nach Syrien bleibt riskant, und die angekündigten Maßnahmen könnten zu einer Verschärfung der ohnehin dramatischen humanitären Lage führen. Die Chronik der letzten zwei Jahre zeigt darüber hinaus, dass sich trotz politischer Pläne wenig für die Menschen vor Ort verbessert hat. Quelle: FAZ.

Ein aktualisierter Artikel der Zeit beschäftigt sich mit dem dramatischen Rückbau von Hilfsstrukturen in Syrien infolge gekürzter Beiträge internationaler Geberländer. Dabei steht nicht nur der UNHCR, sondern auch kleinere NGOs vor massiven Herausforderungen und einige Gebiete sind für Rückkehrer inzwischen vollkommen ohne Versorgung durch Hilfsdienste. Die Reportage zeichnet ein düsteres Bild der Lage – und erinnert an die Verantwortung Europas, statt vorschneller Abschiebungen Perspektiven zu schaffen. Quelle: Die Zeit.

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