Trump verkündet angeblichen Neuanfang für den Nahen Osten

Donald Trump erklärt nach dem Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas einen vielversprechenden Wendepunkt für die Region.

heute 13:45 Uhr | 131 mal gelesen

In einer recht pathetisch inszenierten Ansprache vor dem israelischen Parlament zeichnete Donald Trump ein Bild von einem bald anbrechenden 'goldenen Zeitalter' im Nahen Osten. Er sprach nicht nur vom Ende blutiger Kämpfe, sondern dichtete dem Moment eine fast religiöse Dimension an: „Dies markiert nicht bloß das Ende von Krieg und Terror, sondern steht für eine neue Zeit des Miteinanders, des Glaubens und des Aufbruchs“, so Trump - mit gewohntem Pathos. Interessanterweise vergas er nicht, auch jenen arabischen und muslimischen Staaten zu danken, die, teilweise hinter den Kulissen, Druck auf die Hamas ausgeübt hätten, um Geiseln freizugeben. Benjamin Netanjahu, der israelische Premierminister, zeigte sich fast überschwänglich in seinem Lob für Trump – und steigerte sich in historische Superlative: Trumps Name werde für immer in Israels Geschichtsbücher eingehen. Trumps vielkritisierter Friedensplan, so Netanjahu weiter, eröffne Perspektiven für eine neue, friedlichere Ära in der ganzen Region. Der Oppositionsführer Jair Lapid brachte die umstrittene Idee ins Spiel, Trump solle für seine Bemühungen den Friedensnobelpreis erhalten und prophezeite für das kommende Jahr kaum eine Alternative dazu – Provokation oder Verzweiflung, sei dahingestellt. Nur kurz hielt sich Trump auf israelischem Boden auf, bevor er zum nächsten diplomatischen Schauplatz nach Scharm el-Scheich aufbrach. Dort sollte eine symbolträchtige „Friedenszeremonie“ stattfinden. Unterdessen glich Jerusalem einem Fest: Trump wurde von Menschen bejubelt, mit Standing Ovations in der Knesset gefeiert und es wurden sogar eigens Baseballkappen mit der Aufschrift „Trump the peace president“ verteilt – für Außenstehende wirkt das beinahe surreal. Ein kleiner Zwischenfall sorgte für Aufsehen: Ein linker Abgeordneter protestierte, wurde jedoch prompt entfernt. Trump quittierte das mit, für ihn typisch, lakonischem Lob für die Sicherheitskräfte: „Das ging schnell.“

Donald Trumps vollmundige Friedensbotschaft nach dem Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas stößt international auf Skepsis. Politische Beobachter weisen auf die Fragilität des Abkommens hin; viele Stimmen merken an, dass die zugrundeliegenden Konflikte damit kaum gelöst sind. Auch in Israel bleibt der Eindruck zurück, es handle sich um ein stark inszeniertes Spektakel, das weniger auf realen Fortschritt als auf politische Symbolik setzte. Aktuelle Artikel betonen zudem, dass die Reaktionen der arabischen Staaten zumeist verhalten oder zurückhaltend ausfallen; in Gaza selbst herrscht eher vorsichtiger Optimismus gepaart mit Misstrauen. Neue Informationen geben zu bedenken, dass im Hintergrund weiterhin Spannungen schwelen und echte Normalisierung ohne weitreichende Zugeständnisse unwahrscheinlich bleibt.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

In einem ausführlichen Hintergrundbericht analysiert die Süddeutsche die möglichen Folgen des jüngsten Waffenstillstands: Während die politische Führung Israels und der USA ihre Einigkeit demonstrieren, bleibt der Friedensprozess erstaunlich fragil und könnte jederzeit an alten Konfliktlinien scheitern. Trotz internationaler Euphorie zeigen die Redakteur:innen auf, wie wenig konkrete Lösungen für die strukturellen Probleme in der Region geboten werden. Die fortwährende Unsicherheit in Gaza und das Schwanken der arabischen Nachbarstaaten mahnt zur Vorsicht. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Die Zeit beleuchtet ausführlich die Reaktionen aus der palästinensischen Bevölkerung und kritisiert die politische Inszenierung Trumps: Während dessen Rede international Aufmerksamkeit erregt, herrscht unter Betroffenen eher Bedrückung als Hoffnung. Der Waffenstillstand erscheint hier weniger als Befreiung und mehr als eine Pause auf Zeit, da die meisten Ursachen für die Gewalt fortbestehen. Die Hoffnung auf einen nachhaltigen Frieden sei zwar lebendig, aber von Enttäuschung begleitet. Quelle: Die Zeit

Spiegel Online analysiert Trumps Besuch in Israel unter dem Aspekt populistischer Politikstile: Die Symbole, von Baseballmützen über Standing Ovations bis hin zum martialischen Auftreten gegen Kritiker, stehen sinnbildlich für die Spaltung der israelischen Gesellschaft. Die Redaktion zeichnet das Bild eines auf maximale Wirkung inszenierten Auftritts, der abseits der Kameras wenig substanziell ändert; besonders im Hinblick auf die Beteiligung arabischer Staaten bleibt vieles unklar und widersprüchlich. Konkrete Fortschritte im Friedensprozess ließen weiterhin auf sich warten. Quelle: Der Spiegel

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