Sinns Vorschlag, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag abzuschaffen, sorgt für deutliche Kontroversen. Während er argumentiert, dies könne den Missbrauch von Krankmeldungen eindämmen und die jährliche Arbeitszeit in Deutschland erhöhen, werfen Kritiker ein, dass solch ein Schritt Geringverdienende besonders hart treffen und das Vertrauensverhältnis zwischen Beschäftigten und Arbeitgebern schwächen könnte. Neue Studien und Stimmen aus Gewerkschaften wie auch aus der Wirtschaft bestätigen, dass Deutschland zwar im EU-Vergleich tatsächlich viele Urlaubstage und Feiertage hat, das Krankenstandsniveau aber vor allem durch psychische Belastungen und Arbeitsverdichtung beeinflusst wird – Faktoren, die sich nicht einfach durch ein Streichen der Lohnfortzahlung lösen lassen. Darüber hinaus haben zahlreiche europäische Länder bereits ähnliche Modelle getestet, oft ohne nennenswerten Rückgang von Krankmeldungen, dafür aber mit mehr Unsicherheit für Beschäftigte. Laut aktuellen Debatten in Medien werden zudem die gesamtgesellschaftlichen Folgen wie Produktivitätseinbußen, soziale Unsicherheit und das Risiko von Präsentismus – also krank zur Arbeit zu kommen – kontrovers diskutiert.
Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema
Ein SZ-Artikel analysiert die aktuellen Vorschläge zur Begrenzung der Lohnfortzahlung bei Krankheit, betont dabei aber insbesondere die arbeitsrechtlichen und gesellschaftlichen Implikationen: Viele Arbeitnehmer befürchten laut Bericht eine Schwächung ihres Schutzes, während Arbeitgeberverbände ehrlicherweise eine moderate Senkung der Fehlzeitentage erwarten; gleichzeitig ruft der Bericht dazu auf, vorsichtiger mit Pauschalurteilen umzugehen. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)
Ein ausführlicher Beitrag auf Zeit Online erläutert die volkswirtschaftlichen Hintergründe steigender Krankenstände, beleuchtet dabei neben gesetzlichen Regelungen auch eine wachsende Zahl psychischer Erkrankungen, die immer häufiger längere Ausfallzeiten verursachen; abschließend wird betont, dass bloße Kürzungen bei der Lohnfortzahlung nicht automatisch zu weniger Fehlzeiten führen. (Quelle: Die Zeit)
Der FAZ-Artikel von heute beleuchtet die Debatte aus Sicht der Unternehmen und Arbeitnehmervertretungen, berichtet von ersten Pilotprojekten aus Skandinavien und Großbritannien, und befasst sich darüber hinaus mit rechtlichen Fragen zu Datenschutz beim Umgang mit Krankheitsmeldungen; die Autoren kommen zum Schluss, dass Vertrauen und Prävention wohl nachhaltigere Effekte hätten als Sanktionen. (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung)