Reichtum in Deutschland: Die Konzentration lässt nach

Die Kluft zwischen Arm und Reich schrumpft – zumindest statistisch. Doch bleibt Deutschlands Vermögen weiter extrem ungleich verteilt.

15.10.25 19:58 Uhr | 67 mal gelesen

Ja, ein wenig gleicht sich das Bild: Laut dem Referentenentwurf zum neuen Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, den die 'FAZ' (Donnerstag) zitiert, verringert sich der Anteil des reichsten Zehntels am deutschen Gesamtvermögen. In den frühen 2010er Jahren besaßen die Top 10 Prozent noch stolze 59 Prozent, doch bis 2023 fiel ihr Anteil auf 54 Prozent. Gleichzeitig sank der Anteil der Haushalte mit mehr Schulden als Besitz – also mit negativem Nettovermögen – von neun auf sechs Prozent. Klingt erstmal nach Fortschritt, doch der Bericht kommt mit 683 Seiten nicht von ungefähr: So einfach ist das Bild nämlich nicht. Die Zahlen der Bundesbank zeigen unausweichlich, dass trotz breit wachsender Vermögenswerte (durchschnittliches Vermögen pro Haushalt 2023: 325.000 Euro - nominal 130.000 Euro mehr als zu Beginn des Jahrzehnts) das Vermögen immer noch höchst ungleich verteilt ist. Besonders Haushalte mit wenig Startkapital konnten verhältnismäßig mehr dazugewinnen. Dennoch: Die untere Hälfte der Bevölkerung bleibt quasi statisch – ihr Anteil stagniert unverändert bei mageren drei Prozent. Die Erklärung, warum das reichste Zehntel an Anteilen verliert, ist einleuchtend, wenn auch wenig revolutionär: Es sind vor allem obere Mittelschichten, die aufholen konnten. Mit Blick auf den Gini-Koeffizienten, ein gängiger Indikator für Ungleichheit, ist ebenfalls Bewegung erkennbar – von 0,76 auf 0,72. Null hieße perfekte Gleichheit, eins maximale Ungleichheit. Was spannend ist: Die breite Bevölkerung nimmt die Verhältnisse oft ganz anders wahr. Viele schätzen Armut wie Reichtum deutlich überhöht ein. Der Bericht legt zudem nahe, dass Maßnahmen der Regierung wie Mindestlohnerhöhung und Ausweitung des Wohngelds durchaus soziale Wirkung zeigen – die Nettoeinkommen der Mindestlohnbezieher stiegen zuletzt stärker als die von Arbeitslosen. Doch wenn man ehrlich ist: Die grundsätzlichen Strukturen der sozialen Spaltung werden bislang eben doch nicht erschüttert. Manchmal sind Statistiken eben nur die halbe Wahrheit.

In den letzten Jahren ist es in Deutschland zu einer leichten Entspannung bei der Vermögensverteilung gekommen: Der Anteil der reichsten zehn Prozent am Gesamtvermögen fiel von 59 auf 54 Prozent, während sich gleichzeitig die Zahl der Haushalte mit negativen Vermögenswerten verringerte. Das durchschnittliche Haushaltsvermögen stieg auf 325.000 Euro, mit besonders starken relativen Zuwächsen für die unteren Einkommensschichten – der prozentuale Anteil der unteren Hälfte am Gesamtvermögen bleibt jedoch konstant niedrig. Die aktuelle Diskussion rund um den siebten Armuts- und Reichtumsbericht zeigt zugleich, dass viele Menschen falsche Vorstellungen davon haben, wie viele in Deutschland tatsächlich arm oder reich sind. In den letzten 48 Stunden betonen neue Analysen, dass die soziale Mobilität trotz positiver Tendenzen weiter eingeschränkt bleibt und politische Maßnahmen wie der gestiegene Mindestlohn erst langsam, aber spürbar zu wirken beginnen. Zudem wird aus den Berichten deutlich, dass externer wirtschaftlicher Druck – etwa durch Zinswende und Inflation – auch die Vermögensentwicklung beeinflusst, insbesondere für Haushalte mit geringem Eigenkapital.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung widmet sich ausführlich dem Phänomen, dass trotz gesunkener Vermögenskonzentration in Deutschland viele Menschen die Chancen für sozialen Aufstieg weiterhin als gering einschätzen; die Analyse merkt an, dass Immobilienbesitz und Erbschaften eine immer größere Rolle spielen und strukturelle Veränderungen durch politische Maßnahmen bislang kaum spürbar sind (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Die FAZ berichtet detailliert über die neuen Zahlen des siebten Armuts- und Reichtumsberichts und hebt hervor, dass speziell in Ostdeutschland Vermögen und Einkommen nach wie vor deutlich niedriger ausfallen als im Westen; der Artikel diskutiert zudem, wie die jüngsten wirtschaftlichen Krisen die Unterschiede eher verstärkt als verringert haben (Quelle: FAZ).

Zeit Online analysiert die Datenlage rund um den Bericht und betont, wie die gestiegenen Lebenshaltungskosten – verursacht durch Energiekrise und Inflation – insbesondere Menschen mit geringen Rücklagen treffen; zudem wird kritisch hinterfragt, ob das politische Maßnahmenpaket der Ampelkoalition wirklich nachhaltig soziale Gerechtigkeit fördert (Quelle: Zeit Online).

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