Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, hat die Kritik der Arbeitgeber an dem neuen Tariftreuegesetz als wiederkehrendes Argument zurückgewiesen. Sie betont, dass sowohl der DGB als auch die Arbeitgeber für weniger Bürokratie sind, aber klare Regelungen für den Arbeitsmarkt notwendig bleiben. Das Gesetz greife ihrer Ansicht nach nicht in die Tarifautonomie ein, sondern stärke sie durch staatliche Unterstützung. Fahimi mahnt an, dass der Staat bei Vergaben nicht allein nach dem günstigsten Preis entscheiden dürfe, sondern faire Wettbewerbsbedingungen und gerechte Löhne sicherstellen müsse. Das Bundeskabinett hat den Gesetzentwurf im August beschlossen. Im parlamentarischen Verfahren sei es laut Fahimi besonders wichtig, anzustreben, dass auch hohe Schwellenwerte für Direktaufträge der Tariftreue unterliegen. Zudem fordert sie ein gerechtes und zügiges Vergaberecht, damit das Gesetz effektiv bleibt. Die aktuellen Schwellenwerte für bundesweite Vergaben liegen laut Entwurf bei 50.000 Euro, Fahimi hätte sich jedoch deutlich niedrigere Schwellen gewünscht.
Das geplante Bundestariftreuegesetz soll öffentliche Aufträge nur an Unternehmen vergeben, die sich an Tarifverträge halten. Arbeitgeberverbände kritisieren eine mögliche Zunahme von Bürokratie und sehen die Tarifautonomie gefährdet, während Gewerkschaften wie der DGB auf faire Wettbewerbsbedingungen und Schutz vor Lohndumping pochen. Die Bundesregierung erhofft sich von dem Gesetz eine Stärkung des Tarifsystems, insbesondere nachdem der Anteil tarifgebundener Beschäftigter in Deutschland seit Jahren sinkt; neue Recherchen bestätigen zudem, dass in mehreren Bundesländern ähnliche Tariftreuegesetze bereits existieren und vorrangig zu mehr Lohngerechtigkeit geführt haben.