Acht Millionen Mal pro Jahr packen Menschen in Deutschland ihre Kisten und ziehen um – etwa für einen neuen Job, aus Liebe oder weil einfach mal frischer Wind nötig ist. Früher bedeutete das: Ankommen, Kisten schleppen und dann aufs Amt hetzen. Der Termin oft mitten am Tag, Schalter-Nostalgie inklusive. Seit kurzem aber läuft es vielerorts anders: Der digitale Meldedienst, in Hamburg nach dem "Einer für Alle"-Prinzip entwickelt, steht jetzt in 2.000 Meldebehörden bundesweit offen. Über 55 Millionen Menschen können die Ummeldung mittlerweile bequem online erledigen.
Bundesdigitalminister Dr. Karsten Wildberger sieht darin ein Paradebeispiel: "Gemeinsam vorankommen, statt überall das Rad neu erfinden – das ist die Devise." Er lobt die hanseatische Hartnäckigkeit und den Willen, sich nicht in Technik-Inseln zu verlieren. Auch Christian Pfromm, Hamburgs Chief Digital Officer, freut sich, dass so viele Städte und Gemeinden aufspringen. Besonders wichtig sind ihm dabei Nutzerfreundlichkeit und die laufende Qualitätskontrolle der Dienste.
Das ganze Verfahren? Endlich unkompliziert. Wer sich ummelden will, braucht ein behördliches Nutzerkonto und die Online-Ausweisfunktion. Über Smartphone und AusweisApp wird sich authentifiziert, die persönlichen Daten aus dem Melderegister werden abgeglichen. Wer zur Miete wohnt, muss noch die Wohnungsgeberbestätigung online hochladen. Nach der digitalen Prüfung der Daten kommt die Meldebestätigung zum Download – natürlich fälschungssicher. Und auch die Aktualisierung des Chips auf dem Ausweis oder der eID-Karte kann direkt per App erledigt werden.
Es klingt simpel – und tatsächlich ist damit ein Problem gelöst, das, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, lange zu absurden Anekdoten beim Amtseinzug in neuen Städten geführt hat. Klar, für sehr technikferne Menschen bleibt vielleicht eine kleine Hürde. Doch angesichts dessen, wie zäh öffentliche Digitalisierung in Deutschland sonst oft ist, fühlt sich dieser Schritt fast wie ein kleiner Durchbruch an.
Die digitale Wohnsitzanmeldung, von Hamburg federführend vorangetrieben, macht es Millionen Bürgern endlich möglich, sich bundesweit über ein zentrales Online-Verfahren umzuschreiben, ohne jemals eine Behörde betreten zu müssen. Damit werden nicht nur lange Schlangen vor dem Amt überflüssig, sondern auch die Bearbeitsungszeiten in den Ämtern deutlich reduziert. Die Nutzung erfolgt über Smartphone, eID-Karte und eine spezielle App – allerdings ist Digitalkompetenz für die erfolgreiche Anwendung bis zu einem gewissen Grad Voraussetzung. Stand heute werden mehr als 2.000 Behörden in ganz Deutschland abgedeckt, weitere sollen folgen. Die Bundesregierung sieht das Projekt als Vorzeige-Modell für künftige Digitalisierungen staatlicher Dienstleistungen. Der Bundesrat hat zudem signalisiert, dass Datensicherheit und leichte Zugänglichkeit auch in künftigen Entwicklungsschritten im Vordergrund stehen müssen, um wirklich alle BürgerInnen zu erreichen und Vertrauen in digitale Verwaltungsprozesse zu stärken.