Echte Familien, echte Konflikte: Franca Cerutti zeigt neue Doku-Serie

Ob Bremen, Frankfurt oder das tiefste Vogtland: In vielen Familien brodelt es regelmäßig – und oft sind es nicht die großen Dramen, sondern kleine Sticheleien oder unausgesprochene Erwartungen, die am meisten schmerzen. Die Psychotherapeutin Franca Cerutti tritt als empathische Vermittlerin auf und begleitet vier sehr unterschiedliche Familien bei einem intensiven Tages-Coaching auf dem Land.

heute 11:32 Uhr | 13 mal gelesen

Zwischen Alltag, Erinnerungen und aufgestauten Gefühlen setzt 'Familientherapie mit Franca Cerutti' auf einen ungewöhnlich nahbaren Ansatz. Cerutti scheut nicht davor zurück, mit emotionalen Methoden wie symbolhaften Gegenständen oder kleinen Ritualen zu arbeiten – etwa Steine, die für unterschiedliche Stimmungen stehen, oder Bildkarten, mit denen verschüttete Erinnerungen greifbar werden. Jede 30-minütige Folge stellt eine andere Familie in den Mittelpunkt: ein Mutter-Tochter-Gespann voller unterschwelliger Spannungen, ein Vater, dessen wahre Rolle nach Jahrzehnten in Frage steht, oder eine 12-Jährige, die im Schatten der Familie fast verschwindet. Statt lediglich Beobachterin zu sein, fordert die Therapeutin ihre Protagonist:innen auf, über alte Verletzungen und neue Wege nachzudenken – manchmal zaghaft, manchmal mit überraschender Offenheit. Genau dieser Balanceakt macht die Serie auch für Zuschauer:innen spannend, die sich selbst in manchen Dynamiken erkennen können. Zu sehen ist das Ganze ab dem 4. Dezember in der ARD Mediathek, später auch in verschiedenen Dritten Programmen sowie der ARD. Wer schon mal reingeschaut hat, weiß: Jede Familie hat ihre ganz eigenen Schatten und vielleicht sogar kleine Lichtblicke, die sich nur zeigen, wenn jemand wie Cerutti ein bisschen am Fundament rüttelt.

Mit ihrer neuen fünfteiligen Doku-Serie bringt Franca Cerutti einen frischeren, mutigeren Blick auf das Thema Familientherapie. Im Zentrum stehen oft schmerzhafte, aber alltägliche Konflikte, wie das unausgesprochene Leiden nach einer Trennung oder der Druck konkurrierender Erwartungen in einer Familie. Die ARD setzt mit der Sendung bewusst Impulse für mehr Offenheit im Umgang mit Familienproblemen – ein Thema, das gesellschaftlich gern verdrängt wird. Neuere Studien zufolge haben in Deutschland laut einer Erhebung der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie etwa 80 Prozent aller Haushalte schon einmal ernsthafte familiäre Spannungen erlebt; Bedarfe für Familien-Coachings und niedrigschwellige therapeutische Angebote haben während und nach der Corona-Pandemie spürbar zugenommen. Franca Cerutti nutzt dabei Methoden wie Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg und erlebnisorientierte Ansätze, deren Wirksamkeit in Familientherapien wissenschaftlich anerkannt ist. Die Serie tritt also zu einem Zeitpunkt an, an dem die öffentliche Debatte um psychische Gesundheit und familiären Zusammenhalt besonders aktuell ist. Interessant ist, dass sich gerade jüngere Zuschauer:innen – laut ARD-Medienforschung – zunehmend für solche Formate interessieren, die tabuisierte Themen aus dem Schatten holen.

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