Erstmals Rückgang: Insolvenzzahlen fallen im November laut IWH – Trendwende aber fraglich

Die Zahl der Insolvenzen bei Unternehmen in Deutschland ist im November nach Jahren erstmals zurückgegangen – das IWH spricht allerdings nur von einer kurzfristigen Pause.

09.12.25 10:51 Uhr | 29 mal gelesen

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hat im Rahmen seiner aktuellen Auswertung gemeldet, dass die Zahl der Insolvenzen bei Personen- und Kapitalgesellschaften im November unerwartet gefallen ist. Nach über drei Jahren steigender oder stagnierender Zahlen gab es diesmal einen Rückgang unter das Niveau des Vorjahresmonats – keine Selbstverständlichkeit in diesen krisengeprägten Zeiten. Konkret wurden 1.293 Unternehmensinsolvenzen gezählt, ein Minus von 17 Prozent gegenüber Oktober und immerhin drei Prozent weniger als noch im November 2024. Aber: Im Vergleich zu den „ruhigen Jahren“ von 2016 bis 2019 bleibt das Niveau mit 46 Prozent mehr Pleiten weiterhin deutlich erhöht.

Noch etwas: In den zehn größten Insolvenz-Fällen des Monats waren 9.000 Jobs betroffen – das sind 30 Prozent weniger als noch im Oktober, und auch im Vergleich zum Vorjahr ist das ein sattes Minus, aber eben immer noch deutlich über dem Vor-Corona-Niveau. Gerade im Industriesektor scheint langsam so etwas wie Normalisierung einzusetzen: Die Zahl der bedrohten Industriearbeitsplätze pendelt sich mit etwa 3.200 wieder auf dem Stand vor der Pandemie ein. Ziemlich spannend, finde ich, dass die Daten laut IWH-Chef Müller für Dezember weiter entspannte Zahlen erwarten lassen – aber für Anfang 2025 wird mit einem erneuten Anziehen bei den Firmenpleiten gerechnet. Müller sieht das Ganze eher als eine nüchterne Verschnaufpause statt als Anzeichen für eine stabile Wende. Stabilisierung auf hohem Niveau? Klingt nicht nach großer Entwarnung, oder?

Das aktuelle IWH-Update zu Insolvenzen im November ist ein überraschendes Signal für den deutschen Unternehmenssektor: Nach langem Anstieg gab es ein merkliches Absinken der Fallzahlen und weniger betroffene Arbeitsplätze. Diese Entwicklung ist zwar ein Hoffnungsschimmer, doch Experten warnen vor allzu viel Euphorie – die Pandemie und die wirtschaftlichen Nachwehen lassen ein dauerhaftes Sinken noch unrealistisch erscheinen. Zuletzt wurde auch von anderen Wirtschaftsinstituten und Medien wie der FAZ oder SZ berichtet, dass zwar einzelne Branchen (wie Gastronomie oder Bau) überdurchschnittlich betroffen seien, die Lage aber vielerorts stabil bleibt und die ergriffenen staatlichen Maßnahmen das Schlimmste abgefedert hätten. In einer aktuellen Analyse von taz und DW wird darauf hingewiesen, dass energetische Preisschwankungen sowie Lieferkettenprobleme weiterhin eine latente Unsicherheit für Unternehmen bedeuten. Nicht zuletzt thematisierten Medien wie Spiegel und Zeit die wachsende Bedeutung von Restrukturierungen und passgenauer Beratungsvermittlung, um gefährdete Firmen besser aufzufangen. Letztlich bleibt eine gewisse Skepsis angebracht, wenn man sich die Prognosen für den Winter und das Frühjahr ansieht – die Herausforderungen der letzten Jahre sind nämlich keinesfalls passé.

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