EU-Staaten schnüren Paket gegen Medikamenten-Engpässe

Nach hitzigen Debatten einigt sich die EU auf neue Maßnahmen, um die chronische Knappheit bei Arzneimitteln wie Antibiotika und Insulin in den Griff zu bekommen.

vor 56 Minuten | 19 mal gelesen

Eigentlich ist es erstaunlich, wie ein Thema wie Medikamentenmangel immer wieder für Schlagzeilen sorgt – aber offenbar ist das Problem hartnäckig wie Kaugummi unter der Sohle. Jetzt aber versucht die EU mit dem sogenannten Critical Medicines Act (kurz 'CMA') aus dem Dilemma herauszukommen: Ziel ist es, endlich die Versorgungssicherheit für lebenswichtige Medikamente in Europa zu stärken. Der Fokus liegt – ehrlich gesagt auch nicht überraschend – auf klassisch wichtigen Präparaten: Antibiotika, Insulin, Schmerzmittel. Was sich ändert? Lieferketten sollen diverser werden, die Produktionsstandorte in der EU selbst werden stärker ins Visier genommen, außerdem setzt man auf gemeinsame Beschaffungen und bessere Abstimmung. Dänemarks Gesundheitsministerin Sophie Lohde spricht nicht zufällig von einem "Meilenstein", der Patienten in Europa wirklich mehr Verlässlichkeit bringen könnte. Aber sicher ist ja bekanntlich erstmal nichts, bis der letzte Tintenstrich unter dem Gesetz getrocknet ist. Ein interessanter Kniff dabei: Die EU-Kommission soll jetzt erstmals konkrete Leitlinien für alle Mitgliedstaaten entwickeln, um genau zu prüfen, woher kritische Arzneien oder deren Wirkstoffe eigentlich stammen. Besonders heikel: Der Informationsaustausch über Vorräte und Notfallreserven wird vereinfacht. Und wer mitmachen will, braucht jetzt weniger Verbündete – eine Initiative zur gemeinsamen Beschaffung lässt sich schon mit sechs statt vorher neun Ländern anstoßen. Außerdem: Öffentliche Einkaufsregeln müssen künftig auch mehr auf "Resilienz" achten, was wiederum die Pharmaindustrie anspornen dürfte, sich gegen die sprichwörtlichen Erschütterungen des Marktes zu wappnen. Wie geht es weiter? Das Europäische Parlament muss sich noch positionieren, danach wird das Gesetz weiterverhandelt. Erst dann steht der finale Wortlaut fest – und man darf gespannt sein, was am Ende wirklich in den Apotheken ankommt.

Die EU reagiert auf anhaltende Schwierigkeiten bei der Versorgung mit essenziellen Medikamenten und nimmt mit dem Critical Medicines Act (CMA) erstmals entscheidende Strukturreformen in Angriff. Der Gesetzesvorschlag zielt darauf ab, Abhängigkeiten von wenigen Zulieferern zu vermindern, die eigene Produktion zu fördern und die Transparenz über Notfalllager zu erhöhen – Themen, die vor allem seit der Corona-Pandemie mehr Dringlichkeit erfahren haben. Laut verschiedenen Berichten werden gezielt Anreize geschaffen, damit Pharmaunternehmen wichtiger Arzneistoffe wieder stärker in Europa produzieren. Laut der Süddeutschen Zeitung beispielsweise warnt der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller, dass ein reiner Fokus auf Vorratshaltung oder Buy-European-Ansätze am Ende nicht genug ist – Schwachstellen im globalen Pharmanetzwerk müssten strukturell angegangen werden (Quelle: [Süddeutsche Zeitung](https://www.sueddeutsche.de)). Dazu fügt die Taz hinzu, dass Engpässe nicht nur bei hoch spezialisierten Therapien auftreten, sondern auch bei ganz alltäglichen Medikamenten, etwa Fiebermitteln für Kinder. Die Debatte in der EU spiegele eine wachsende Sorge um Abhängigkeiten von außereuropäischen Produzenten wider, während viele konkrete Lösungen noch ausstehen (Quelle: [Taz](https://taz.de)). Zusätzlich berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), die Reformpläne würden explizit Anreize für den Bau neuer Produktionsstätten beinhalten – aber gerade aus der Pharmaindustrie kämen Bedenken hinsichtlich zusätzlicher Bürokratie und möglicherweise steigender Kosten. Der nächste Zwischenschritt ist nun die Abstimmung im Europäischen Parlament, das den CMA-Entwurf möglicherweise noch nachschärfen oder verändern wird (Quelle: [FAZ](https://www.faz.net)).

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