Achtmal ganz oben: Für Frei.Wild sind Chartspitzen mittlerweile fast so etwas wie ein Ritual geworden. Die GfK ließ am Freitag wissen, dass die Rockband damit einen weiteren Rekord verbucht – wenn man Frontmann Philipp Burgers Soloalbum mitzählt, ist es sogar das neunte Mal, dass er ein Album auf Platz eins sehen darf. Irgendwie faszinierend, oder?
Rosalia, eigentlich aus der Latin- und Pop-Ecke, landet mit 'Lux' einen fulminanten Neueinstieg auf Platz zwei – ihr viraler Ohrwurm 'Berghain' tanzt derweil (oder besser: ravt?) auf Rang 14 der Single-Charts herum. Taylor Swift hat es in Chartfragen ohnehin raus: Ihre Showgirl-Platte erklimmt diese Woche den dritten Platz. Michael Patrick Kelly, dessen Album 'Traces' noch in der Vorwoche die Nase vorn hatte, muss sich jetzt mit Rang vier begnügen.
Kurios: Bei den Singles bewegt sich gar nichts unter den Top vier. Taylor Swifts 'The Fate Of Ophelia' hält sich weiter zäh auf eins, 'Golden' von Huntr/X bleibt die ewige Zwei. Haftbefehl scheint mit seinen Tracks überhaupt das deutsche Musikjahr zu prägen – mit neun Songs in den Top-Charts ist das schon ein bisschen wie ein musikalischer Dauerregen. Alte Lieder erleben auch einen kuriosen Frühling: Reinhard Meys 'In meinem Garten' wird nach mehr als 50 Jahren durch eine Netflix-Doku plötzlich wiederentdeckt und landet auf Rang 25. Und klar, in der Vorweihnachtszeit kriechen Mariah Carey und Wham! wie jedes Jahr aus der Versenkung – mit 'All I Want For Christmas Is You' (22) und 'Last Christmas' (29) sind sie kaum zu überhören.
Übrigens: Die GfK Entertainment wertet im Auftrag des Bundesverbandes Musikindustrie den Löwenanteil der Verkäufe in Deutschland aus – was dort steht, sagt schon so einiges.
Der Erfolg von Frei.Wild ist nicht nur musikalisch bemerkenswert, sondern stieß immer wieder auf gesellschaftliche und politische Debatten; gerade wegen ihrer Texte und des Images bleibt ihr Erfolg in den Charts umstritten. Interessant bleibt aber auch: Die Chartlandschaft in Deutschland wird derzeit von internationalen Popgrößen wie Taylor Swift geprägt, während sich traditionelle Klassiker wie Mariah Carey und Wham! quasi saisonal durchsetzen – eine skurrile Mischung aus Nostalgie und Zeitgeist. Die aktuelle Entwicklung – dass Streaming, TikTok-Trends und TV-Produktionen wie Netflix-Dokumentationen Songs wie Reinhard Meys Klassiker plötzlich ganz nach vorne katapultieren – zeigt, wie stark sich das Musik-Business wandelt, weg vom linearen Konsum, hin zu plötzlichen Mikro-Hypes, die manchmal scheinbar aus dem Nichts entstehen.