Grüne Politik: Deutschland auf dem Weg zum 'Elektrostaat'

Der Bundesvorstand der Grünen bereitet einen fundamentalen Wandel der Energiepolitik für den kommenden Parteitag in Hannover vor.

16.10.25 20:46 Uhr | 49 mal gelesen

Der neue Leitantrag mit dem – durchaus streitbaren – Titel "Energiewende 2.0: Nutzen statt Abwürgen" soll die grüne Energiepolitik für die kommenden Jahre prägen. Auf zehn Seiten, so hört man, skizziert der Vorstand einen klaren Anspruch: Die Energiewende muss an Tempo gewinnen, und der Fokus liegt dabei ganz eindeutig auf Sonne, Wind und anderen erneuerbaren Quellen. Nicht länger fossile Monokultur und zentrale Strukturen, sondern ein dezentral organisiertes, innovatives Netz, das Haushalten und dem Mittelstand mehr Verantwortung gibt. Deutschland – hier durchaus visionär – als 'Elektrostaat', der sich nicht nur mit klimaschädlichen Petrostaaten misst, sondern ihnen mit einer intelligenten Strategie Paroli bietet. Interessant ist auch, dass die Grünen die einheitlichen Strompreise auf den Prüfstand stellen und gegen eine Renaissance der Gaskraftwerke votieren. Kurzum: Sie wollen keine Rolle rückwärts, sondern mit einer breiten Kampagne das Ziel eines klimaneutralen Industrielandes offensiv verfolgen. Ob das überall auf Begeisterung stößt – das sei dahingestellt.

Die Grünen haben mit ihrem neuen Leitantrag die Marschrichtung festgelegt: Deutschland soll zum Vorreiter der klimaneutralen Industrie werden, gestützt auf 100% erneuerbare Energien und dezentrale Versorgungsstrukturen. Während die Partei den Ausstieg aus fossilen Energien noch einmal beschleunigen will, setzen sie gezielt auf mehr Mitbestimmung von Bürger:innen und Mittelstand – sehr explizit sprechen sie sich gegen neue Gaskraftwerke aus und hinterfragen das aktuelle Strompreissystem. Die Debatte bleibt dabei kontrovers: Viele Branchen warnen vor möglichen Risiken für die Versorgungssicherheit, während Umweltorganisationen und Klimaschützer einen kraftvollen Aufbruch feiern. Nach aktuellen Medienberichten gibt es sogar neue Studien aus dem Umweltbundesamt, die unterstreichen, wie dringend eine rasche Transformation sei angesichts steigender Emissionen, besonders im Verkehrssektor. Auch internationale Beobachter schauen darauf, wie sich das deutsche Modell gegen die Strategien großer Petrostaaten behaupten kann und ob die gesellschaftliche Akzeptanz mitzieht. Im europäischen Vergleich gehört Deutschland bislang zu den Vorreitern, aber die Herausforderungen – unter anderem hohe Ausbaukosten und Fachkräftemangel – sind nicht zu unterschätzen.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung berichtet ausführlich über den aktuellen Vorschlag der Grünen zur Beschleunigung der Energiewende: Laut dem Bericht fordern die Grünen nicht nur den massiven Ausbau erneuerbarer Energien, sondern lehnen auch den Neu- und Ausbau von Gaskraftwerken entschieden ab. Gleichzeitig setzen sie sich für ein Ende der einheitlichen Strompreise ein, um regionale Unterschiede beim Netzausbau besser abzubilden. Die Partei plant hierzu eine deutschlandweite Informationskampagne und verweist auf internationale Wettbewerbsfähigkeit sowie soziale Aspekte der Energietransformation. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung analysiert die innerparteilichen Debatten rund um den Leitantrag der Grünen und die schwierige Balance zwischen Klimaschutz und Wirtschaftssicherheit: Kritisiert werden von Seiten der Industrie vor allem fehlende Klarheit zur Sicherung der Grundlastversorgung, während Aktivist:innen auf der anderen Seite mehr Tempo und eine klare Abkehr von fossilen Brennstoffen fordern. Der Artikel hebt die politische Brisanz und die drohenden gesellschaftlichen Spannungen hervor, sollte sich die Stromversorgung als instabil herausstellen. Zudem werden Bedenken zur Finanzierung der ehrgeizigen Ziele und den notwendigen Ausbau digitaler Infrastruktur thematisiert. Quelle: FAZ

Die Zeit beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den sozialen Dimensionen der neuen Energiepolitik: Die Redaktion beleuchtet, wie Mieter:innen, Eigenheimbesitzer:innen und kleine Betriebe von der geplanten Dezentralisierung profitieren könnten, weist aber auch auf mögliche regionale Ungleichheiten hin. Außerdem wird der internationale Kontext einbezogen – etwa der Wettbewerb mit Petrostaaten und wirtschaftliche Abhängigkeiten von Importen. Im Fazit bleibt offen, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen wirklich geeignet sind, Deutschlands Rolle als grünen Industriestandort dauerhaft zu sichern. Quelle: Die Zeit

Schlagwort aus diesem Artikel