Am Samstag in Magdeburg war es so weit: Fabio De Masi bekam einen massiven Vertrauensvorschuss – 599 Stimmen für, 28 dagegen, 15 Delegierte wollten sich zu ihm nicht festlegen. Das macht über 93 Prozent, was schon fast nach Einigkeit klingt – oder nach wenig Alternativen, wenn man es kritisch sehen will. Sahra Wagenknecht macht Platz, zieht sich aus der Parteiführung zurück und übergibt die Zügel an De Masi. Parallel dazu bringt Amira Mohamed Ali, die schon vorher mit Wagenknecht die Spitze bildete, es auf einen soliden, wenn auch etwas abgeschwächten Rückhalt: 82,6 Prozent sprachen ihr das Vertrauen aus.
Interessant: Trotz Anfangsspekulationen gab es eigentlich keine Konkurrenz. Auch Robert Crumbach, der in Brandenburg durchaus eine große Rolle spielt, wollte dann doch nicht mehr kandidieren.
Spannend ist das Timing: Fast parallel zur Chefwahl beschloss die Partei, sich umzubenennen. Statt "Bündnis Sahra Wagenknecht" soll BSW nun für "Bündnis Soziale Gerechtigkeit und Wirtschaftliche Vernunft" stehen – allerdings tritt das Ganze erst 2026 offiziell in Kraft. Ein symbolischer Schnitt, der wohl betont: Die Partei will sich auf eigenen Beinen behaupten. Ironie dabei: Es war ausgerechnet Wagenknecht selbst, die dazu gedrängt hat, De Masi nach vorne zu schieben und die Veränderungen in Angriff zu nehmen. Für sie ist das aber keineswegs ein Abschied: Sie übernimmt künftig die Leitung der neuen Grundwertekommission. Ehrlich gesagt, erstaunt mich, wie sehr die Partei an ihrer Gründerfigur hängt, obwohl sie offiziell auf Eigenständigkeit setzt.
Der BSW-Parteitag markiert mit De Masi und Mohamed Ali an der Spitze einen strategischen Wechsel: Die Partei vollzieht einerseits personell, andererseits mit der geplanten Namensänderung, die Loslösung von ihrer Gründerin. Das Ziel: Mehr Unabhängigkeit und programmatische Schärfung, weg von einer Ein-Personen-Partei. Medien berichten breit über das neue Duo und heben hervor, wie sehr Wagenknecht die Entwicklung weiterhin prägt – vermutlich nicht nur im Hintergrund. Laut aktuellen Berichten in der Süddeutschen wird die politische Relevanz des BSW kontrovers gesehen, wobei Unklarheit über die zukünftige Ausrichtung herrscht. DW berichtet, dass der neue Name auf mehr Inhalt und weniger Personenfixierung zielt, aber die Bundestagsfraktion weiterhin hauptsächlich auf Wagenknecht zugeschnitten erscheint. Die Zeit hebt hervor, dass De Masi und Mohamed Ali einen „Neuanfang auf Bewährung“ versuchen müssen, weil viele Delegierte Zweifel an der Eigenständigkeit ohne Wagenknecht hegen.