Mal ehrlich: 450 Millionen Europäer sind kein Leichtgewicht auf der Weltbühne – das sieht auch China. "Der US-Markt macht dicht, Europa ist noch offen. Warum nicht einfach mal Bedingungen daran knüpfen?", sinniert Brantner in Richtung Pekings Verantwortliche. Für sie ist klar: Wenn chinesische Märkte ihrerseits verschlossen bleiben, sollten auch in Europa Zäune hochgezogen werden. Und dann die Sache mit den Billigangeboten – Temu, Shein und Co. Schwappen mit Waren rüber, die kaum unsere Standards erfüllen, aber unsere Geschäfte herausfordern. Brantner wünscht sich, dass Klingbeil bei seinem Peking-Besuch kein Blatt vor den Mund nimmt. Es ist immerhin sein erstes Mal als Minister dort – da könnte man Eindruck hinterlassen. Zugleich kritisiert sie das Tempo der Politik: Zwar sollen Zölle für kleine Bestellungen kommen, aber all das zieht sich bis 2028. Viel zu langsam, findet sie. Bis dahin sei der Einzelhandel am Boden, wenn es nach ihr geht. Ihr Appell an die Regierung: Rücken stärken, nicht zuschauen. "Sonst sind unsere Firmen verloren gegen diese Dumping-Flut."
Der Ruf nach deutlicheren Maßnahmen gegen ungleiche Handelspraktiken aus China hallt durch die deutsche Politik. Insbesondere Online-Plattformen wie Temu und Shein werden als wachsende Gefahr für den Einzelhandel gesehen, weil sie Produkte zu Preisen anbieten, mit denen lokale Läden kaum mithalten können. Interessant: Auch andere europäische Länder diskutieren über strengere Regulierungen und Importstopps für Waren, die Umwelt- oder Sozialstandards nicht entsprechen. Jüngst debattierte die EU über weitere Anti-Dumping-Zölle und darüber, ihr künftiges Verhältnis zu China stärker an gemeinsame Werte zu knüpfen. Im Hintergrund steht dabei nicht nur die Wirtschaft, sondern auch der Versuch, globale Lieferketten unabhängiger zu gestalten und europäische Standards zu schützen.