Kretschmer will Karenztage beim Krankengeld – Arbeit soll Priorität bekommen

Für eine wettbewerbsfähigere Wirtschaft fordert Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) strengere Vorgaben für Krankentage und setzt auf eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche als Normalfall.

15.11.25 10:14 Uhr | 67 mal gelesen

Es überrascht nicht, dass Michael Kretschmer, Ministerpräsident und CDU-Spitzenmann, einmal mehr das Thema Arbeitsmoral und Regeln in die Diskussion wirft. In Interviews mit Zeitungen der Funke-Gruppe plädiert er dafür, die ersten ein oder zwei Krankheitstage nicht zu vergüten – Krankengeld also erst danach. Seine Logik: So würden Menschen nicht gleich beim kleinsten Schnupfen ausfallen, gleichzeitig solle es bei ernsthaften Erkrankungen einen längeren Schutz geben. Ob das nun wirklich so sozial ausgewogen ist, darüber ließe sich streiten. Nebenbei findet Kretschmer, dass die 40-Stunden-Woche nicht länger Ausnahme, sondern fester Maßstab sein sollte. Flexibles Arbeiten? Teilzeit? Geht seiner Ansicht nach nur in gut begründeten Ausnahmefällen. Kurios vielleicht sein Lob für die Ideen der Ökonomin Veronika Grimm: Den Kündigungsschutz aufweichen nach dänischem Vorbild – kombinieren mit besserem Arbeitslosengeld und effizienterer Jobvermittlung. Eine spannende Mischung, an der sich selbst die politischen Lager abarbeiten. Für Kretschmer sind es jedenfalls Gedanken, „die nicht gleich in hysterischen Reflexen“ erstickt werden sollten. Ein bisschen nordischer Pragmatismus könne Deutschland, so scheint’s, nicht schaden.

Michael Kretschmers Vorstoß, das Krankengeld für die ersten Krankheitstage zu streichen und die 40-Stunden-Woche zum Regelfall zu erklären, stößt gemischte Reaktionen hervor. Während er einen solidarischen Ansatz betont, sehen Kritiker darin eine Schwächung des Arbeitnehmerschutzes und eine mögliche Benachteiligung sozial schwächerer Beschäftigter. Aktuelle Recherchen zeigen zudem, dass ähnliche Reformideen unter anderem in der Wirtschaft diskutiert, aber von Gewerkschaften und Sozialverbänden meist abgelehnt werden, da sie Unsicherheiten und Druck auf Arbeitnehmer erhöhen könnten. In Dänemark, von Ökonomin Grimm als Vorbild genannt, ist das Modell der sogenannten „Flexicurity“ - hoher Arbeitslosenschutz bei gleichzeitig lockerem Kündigungsrecht - tatsächlich erfolgreich, allerdings beruht es auf einem viel umfassenderen Sozialstaat und einer starken Ausbildung von Arbeitsvermittlern. In Deutschland hingegen sind sowohl individuelle als auch strukturelle Unterschiede zu beachten. Die Debatte um Änderungen beim Kündigungsschutz und Krankengeld ist derzeit sehr lebendig, insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheiten und eines angespannten Arbeitsmarktes.

Schlagwort aus diesem Artikel