H&M entdeckt den Expansionsdrang in Deutschland neu

Der schwedische Modegigant H&M setzt nach einer Phase der Zurückhaltung verstärkt auf neue Läden in Deutschland – und nimmt den physischen Handel wieder ins Visier.

27.11.25 13:17 Uhr | 38 mal gelesen

Manchmal ist es so: Kaum denkt man, der große Expansionshunger internationaler Modelabels sei gestillt, da kommt ein alter Bekannter aus Schweden zurück mit einer ganz eigenen Dynamik. H&M – der Name steht sinnbildlich für bezahlbare Mode mit viel Tempo – hält den stationären Handel weiterhin für eine zentrale Säule. Oldouz Mirzaie, ihres Zeichens Chefin fürs Zentraleuropa-Geschäft, hat erst kürzlich gegenüber Focus klargestellt: Nach einigen Schließungen ist jetzt wieder Aufbruch angesagt. 361 Shops stehen aktuell in Deutschland, doch dabei soll’s offenbar nicht bleiben. Mirzaie spricht von so geisterhaft-weißen Flecken auf der eigenen Landkarte, als hätte H&M das Land noch nicht ganz für sich entdeckt – Städte, in denen die Marke noch aufleuchten könnte, fehlen wohl noch. Ihr Ziel: Niemand soll länger brauchen als für einen mittelprächtigen Spaziergang bis zum nächsten H&M-Laden, also maximal 15 Minuten. Damit einher geht kräftiges Investieren in die Infrastruktur. Modernisierungen überall, und das nicht zu knapp – dieses Jahr wurden 70 Filialen aufgehübscht, knapp die Hälfte davon mit umfassender Generalüberholung. Neben all dem Reden vom Handel vor Ort streift Mirzaie in der Debatte um digitale Verkaufskanäle ein altes Thema: Fairness. Ein heller Aufruf nach gleichen Spielregeln – besonders, wenn es um Waren aus Nicht-EU-Ländern geht, die den Markt mit Billigkollektionen fluten. Brüssel plant bekanntlich, die bisherige Zollbefreiung für solche Pakete zu streichen. Verständlich eigentlich, dass H&M das begrüßt. Natürlich, das hat einen gewissen Beigeschmack von Wettbewerbsschutz, aber auch einen Kern von Gerechtigkeit. Wie Mirzaie so sagt: Rund 400.000 solcher Pakete täglich nur in Deutschland – eine gewaltige Zahl, bei der man kurz schluckt.

H&M plant, in Deutschland wieder verstärkt Läden zu eröffnen und sieht nach eigenen Angaben noch viele weiße Flecken auf der Landkarte, insbesondere in Städten, wo bisher keiner der 361 Standorte existiert. Ein Ziel ist es, die Erreichbarkeit zu erhöhen, sodass niemand mehr als 15 Minuten Weg zum nächsten Store hat, während parallel massiv in die Modernisierung der bestehenden Shops investiert wird. Zudem fordert das Unternehmen faire Wettbewerbsbedingungen für Online- und Offlinehandel, begrüßt die Abschaffung der Zollfreigrenze für Waren aus Drittländern durch die EU und argumentiert damit gegen den massiven Zustrom billiger, oft nicht EU-konformer Produkte etwa von Temu oder Shein. Ergänzung aktuelle Recherche: Inzwischen berichten verschiedene Medien, dass der stationäre Einzelhandel in Deutschland nach Jahren der Krise wieder verhalten zuversichtlich ist – unter anderem, weil die Innenstädte wieder stärker frequentiert werden und hybride Konzepte (Verschmelzung von Online- und Offlineangeboten) zunehmend nachgefragt werden. H&M passt sich zudem strukturell den Trends an und experimentiert etwa in Schweden mit kleineren Store-Konzepten und Second-Hand-Angeboten, um junge und nachhaltigkeitsbewusste Zielgruppen anzusprechen. Darüber hinaus beobachten Branchenexperten, dass große Modeketten nun europaweit gezielt dort investieren, wo Online-Käufe allein stationäre Kaufbedürfnisse nicht ersetzen können, und der Bedarf an persönlichem Einkaufserlebnis wieder wächst – was für H&M ein vielversprechendes Signal im deutschen Markt ist.

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