Muss schon merkwürdig sein: Man sitzt zuhause auf der Couch, schaltet um genau 20:15 Uhr den Fernseher ein, und plötzlich verwandelt sich das ehrwürdige Erste in ein einziges, minutiös improvisiertes Mörderjagd-Spektakel. Das live ausgestrahlte "Krimi-Dinner" im prachtvollen Schlossambiente zog am Samstag nicht nur Vielseher, sondern auch Krimi-Muffel an. Jede Minute war pures, manchmal auch herrlich albernes Improvisationstheater – mit großen Namen und ebensolcher Spielfreude. Unter der Regie von Axel Prahl (als Erzähler Harry), Jan Josef Liefers in der Maestro-Rolle und Bill Kaulitz, dem exzentrischen Partyplaner Angel, entfaltete sich ein unterhaltsames Chaos voller Wendungen: Die Spielenden kannten einzig ihre Rollenfiguren – und wurden von den Spielleitern mitten im Spiel mit neuen Motiven, Aufgaben und Absurditäten überrascht.
Uwe Ochsenknecht mimte den Brettspiel-Titan Maximilian, Martina Hill die mondäne Zoe, Max Giermann einen wunderbar verschrobenen Sohn und Verena Altenberger die latent ehrgeizige Tochter. Helene Blesnik alias Annette Frier, der grüblerische Anwalt Menasse (Serkan Kaya) und Haus-Chauffeur Rocco (Jürgen Maurer) komplettierten die Geburtstagsgesellschaft, in der schon bald die Gemüter (und falsche Fährten) brodelten. Moderatorin Jessy Wellmer gab locker den roten Faden und band die Live-Abstimmungen des Publikums aus ganz Deutschland ein – diese tippten am Ende mit großer Mehrheit auf Maximilian als Schuldigen. Ehrlicherweise: Die Statue für überraschende Gastauftritte geht wohl an Tom Kaulitz als schaurigen Geist, den BVB-Star David Alaba (man kennt ihn als Fußballer, hier als digitale Projektion!), Jasna Fritzi Bauer in Ermittlerpose und Andrea Sawatzki als unleidliche Ex-Frau.
Für Extravaganzen sorgten auch Gäste wie Herbert Knaup oder Philipp Hochmair, die als Studioberater frische Theorien in die Ermittlungen warfen. Ein bisschen Theater, ein bisschen Show, auf seltsam schöne Weise sehr menschlich. Wer den Wahnsinn verpasst hat, darf sich das bunte Ensemble und seine Verdächtigen noch nachträglich in der ARD-Mediathek zu Gemüte führen.
Das Live-Krimi-Dinner "Tödliches Spiel" setzte auf Improvisation, bekannte Gesichter und spontane Überraschungen – und das alles vor Millionen-TV-Publikum. Besonders auffällig war, wie sowohl die Mitwirkenden als auch das Publikum ohne doppelten Boden auskommen mussten: Ein mutiges, experimentelles Format, das klassischen Krimistoff mit Gaming-Elementen und öffentlicher Abstimmung verschmolz, sorgte nicht zufällig für breite Resonanz (und teils auch für kritische Stimmen, die z.B. die manchmal chaotische Dramaturgie bemängelten). Angesichts der Beteiligung namhafter Schauspieler (etwa Ochsenknecht, Hill, Giermann, Frier) und der Verbindung von TV-Live-Event und interaktiven Elementen ist das Format ein Schritt Richtung hybrider Unterhaltung, den die ARD – zumindest an diesem Abend – mit Bravour und ordentlicher Portion Mut gewagt hat.
Erweiterte Recherche ergibt: Die Resonanz in Pressestimmen reicht von begeisterter Innovation über einen 'Wahnsinns-Live-Fiebertraum' bis zur Frage, wie viel Chaos TV-Events aushalten. Kritisiert wird unter anderem, dass nicht alle Pointen zündeten, einige Gäste in ihren Rollen untergingen und technische Komplexität gelegentlich Spannungsbögen störte. Trotzdem hebt die Presse insgesamt die Spielfreude, den Mut zum Unsicheren und den gelungenen Brückenschlag zwischen Generationen hervor – ein bisschen wie ein Silvesterabend, nur in Mordfall-Variante.