Wenn Institutionen ein Vierteljahrhundert alt werden, lohnt sich ein genauer Blick: Die Stiftung EVZ, einst gegründet, um NS-Zwangsarbeiter:innen zu entschädigen, feiert ihren runden Geburtstag. Bundespräsident Steinmeier – diesmal nicht nur als Zuhörer, sondern als Schirmherr – will mit seiner Rede ein Signal aussenden: Erinnern ist kein Auslaufmodell, sondern Verpflichtung. Neben ihm meldet sich Peter Leibinger vom BDI zu Wort; die ukrainische Autorin Katja Petrowskaja bringt eine internationale Perspektive rein.
Nachdenklich stimmt das geplante Gespräch zwischen Annette Schavan (Stiftungs-Kuratorium) und Dr. Andrea Despot (Vorstand): Kann kollektives Gedächtnis modern bleiben? Und überhaupt, was heißt verantwortungsvolles Erinnern im Jahr 2025, wo Demokratie wackelt und Fake News auf dem Vormarsch sind? Die Lebensberichte der eingeladene Überlebenden – erstaunlich widerständige Persönlichkeiten aus Ländern wie Polen, Tschechien oder Israel – holen das alles auf den harten Boden persönlicher Erfahrung zurück.
Wenig üblich für solche Anlässe: Der Volny Chor aus Belarus, gegründet aus der Rebellion gegen das Lukaschenko-Regime, tritt maskiert auf – was daran erinnert, wie sehr Erinnerungskultur auch in der Gegenwart mutig erkämpft werden muss. Begleitet von Musik und Zwischenrufen wird deutlich: Die Grenze zwischen Erinnerung und aktueller Verantwortung verläuft manchmal fließend.
Der Stiftung EVZ geht es nicht mehr allein um die Aufarbeitung, sondern um das Weitererzählen und Handeln – sei es in Bildungsprojekten, internationaler Verständigung oder dem Einsatz für Menschenrechte. Wer Pressevertreter:in ist, muss zur Anmeldung diesmal rechtzeitig ran: Die Stuhlreihen werden knapp. Wer vor Ort ist, bekommt nicht einfach einen Nostalgietrip präsentiert, sondern einen Anlass, sich selbst die Frage zu stellen: Was nehmen wir eigentlich mit ins Morgen?
Die Feier zum 25. Jubiläum der Stiftung EVZ versammelt am 2. Dezember 2025 im Jüdischen Museum Berlin zentrale gesellschaftliche Stimmen – von Politik über Wirtschaft bis Kultur – mit dem Ziel, ein starkes Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Die persönliche Begegnung mit zehn Überlebenden des NS-Unrechts unterstreicht die Dringlichkeit, Erinnerungskultur als aktiven Bestandteil demokratischer Werte und Menschenrechte zu leben. Aktuell wächst der gesellschaftliche Druck auf Initiativen wie die EVZ, denn laut Analysen von taz und FAZ nehmen sowohl Antisemitismus als auch Geschichtsverzerrung in einigen Teilen Europas zu, während die Bundesregierung verstärkt in Aufklärungs- und Erinnerungsprojekte investiert.
Neuere Berichte thematisieren zudem, dass die Bedeutung von Überlebendenberichten in Bildungseinrichtungen rasant wächst und digitale Formen des Erinnerns – etwa Virtual-Reality-Projekte oder interaktive Zeitzeugenarchive – inzwischen gezielt von Stiftungen gefördert werden (Quelle: taz). Gleichzeitig kämpfen Initiativen gegen rechtsextrem motivierte Relativierung der NS-Verbrechen, was gerade im Licht aktueller politischer Entwicklungen als Balanceakt zwischen offener Gesellschaft und neuer gesellschaftlicher Polarisierung gilt (Quelle: FAZ). Laut einer neuen Reportage der Deutschen Welle orientieren sich Jugendprojekte zunehmend an transnationaler Gedenkarbeit, um gegenseitige Empathie und Widerstandsfähigkeit gegenüber autoritärem Gedankengut zu stärken (Quelle: DW).