Ehrlich gesagt habe ich beim Lesen des diesjährigen globalen Klimaberichts schon wieder die Stirn gerunzelt. Ein internationales Team, zu dem auch Wissenschaftler:innen aus Potsdam zählen, hat in „BioScience“ die mittlerweile sechste Ausgabe dieser ernüchternden Bestandsaufnahme veröffentlicht. Es ist, als würde der Erde im Krankenhaus die Intensivüberwachung angelegt: Temperaturen schießen durch die Decke, Ozeane speichern mehr Wärme als je zuvor, Waldverlust durch Brände nimmt Überhand und selbst das Meereis verabschiedet sich in Rekordtempo.
Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts, bringt es auf den Punkt: Wenn wir weiter zusehen, droht uns das vielleicht größte Domino der Weltgeschichte – Kippelemente wie die Atlantikströmung könnten ganze Klimasysteme ins Wanken bringen. Noch dramatischer: Das Jahr 2024 soll das heißeste der Messgeschichte und wohl sogar der letzten 125.000 Jahre gewesen sein – also deutlich länger, als irgendwer von uns zurückdenken kann.
Die Forscher betonen zwar, dass wir das Schlimmste theoretisch noch abwenden könnten: Raus aus Öl, Kohle und Gas, stattdessen massiv auf erneuerbare Energien setzen – was rein technisch laut Bericht möglich wäre. Maßnahmen wie Wälder schützen, Feuchtgebiete renaturieren oder Lebensmittelverschwendung stoppen, könnten das Klima ebenfalls spürbar entlasten. Aber es bleibt das Gefühl: Die Uhr tickt, und die Zeit für abwartendes Schulterzucken ist längst vorbei. Niemand behauptet, dass Umsteuern leicht ist. Doch jedes Zehntelgrad, das wir an Erwärmung vermeiden, entscheidet letztlich über Leid und Lebensqualität auf unserem Planeten. Manchmal frage ich mich, ob wir bereit sind für diese Dringlichkeit.
Im aktuellen Klima-Report warnen Forschende eindringlich vor dem rasanten Temperaturanstieg und weiteren besorgniserregenden Veränderungen wichtiger Umweltparameter. Besonders alarmierend: 22 von 34 untersuchten Kennzahlen, darunter Oberflächentemperatur, Eisschmelzen und Waldverlust, befinden sich auf einem Allzeithoch. Das Jahr 2024 gilt gemäß Bericht als das heißeste Jahr, seit Temperaturdaten überhaupt existieren – laut Historikern und Klimaforschern dächte man damit in Zeiträume, die weit vor der Industrialisierung liegen. Neue Recherchen bestätigen diese Einschätzung: Auch aktuelle Satellitenmessungen belegen aktuell rekordnahe Meereistemperaturen und Extremwetterhäufungen.
Die Mahnung der Wissenschaftler ist deutlich: Ein zügiger Ausstieg aus fossilen Brennstoffen sowie Investitionen in erneuerbare Energien und den Erhalt natürlicher Ökosysteme sind zwingend notwendig. Jede weitere Verzögerung erhöht die Gefahr, unumkehrbare kritische Kippelemente auszulösen – wie etwa das Abschalten wichtiger Meeresströmungen oder das massive Absterben von Wäldern (selbst in bisher stabilen Regionen). Selbst kleine Verringerungen der Erderwärmung können riesige Auswirkungen bezüglich Extremwetter, Ernährungssicherheit und Wasserverfügbarkeit haben. Die Einordnung zeigt zudem: Während politische Entscheidungen vielerorts noch zögern, stehen sowohl technologisches Know-how als auch praktikable Lösungen grundsätzlich zur Verfügung. Die Verantwortung liegt damit gleichermaßen bei Politik, Wirtschaft – und letztlich jeder und jedem Einzelnen.