Perioden-Power: supa stories holt ARD TopDocs-Preis mit Tabubrecher-Doku

Leipzig. Das Bild wuchtiger Frauenbewegung: Mit ihrer schonungslos neugierigen Dokumentation "Milliardengeschäft Periode" haben Joanna Wala und Markus Heidmeier von der Berliner supa stories GmbH den ARD TopDocs-Wettbewerb 2025 im Sturm erobert. Der Clou: Ihr Ansatz mischt klassische Doku mit Social-Media-Experiment und legt gezielt den Finger auf Schwachstellen in digitaler Aufklärung und Werbung. Die ARD suchte ein Thema, das 2026 brennt – und bekam ein Stück, das jetzt schon Gesprächsstoff ist.

heute 19:40 Uhr | 36 mal gelesen

"So schnell war die Jury noch nie fertig – da steckt Musik drin", fasst ARD-Chefredakteur Oliver Köhr die Entscheidung für "Milliardengeschäft Periode" zusammen. Das Projekt dreht sich mutig um Periodenprodukte und die milliardenschwere Industrie dahinter. Ein Tabuthema, das eigenartig wenig Aufmerksamkeit bekommt, angesichts der unregulierten Influencer-Werbung und dubiosen Heilversprechen im Netz – besonders im supplementierten Frauengesundheitsmarkt. ARD und Jury erwarten sichtbare Wellen. Autorin Joanna Wala spürt Wertschätzung: "Das Signal, dass die ARD so ein waghalsiges Thema aufgreift, hebt sich wohltuend ab." Ihr Kollege Markus Heidmeier denkt pragmatisch: "Wir erfinden die Doku ja nicht neu. Aber vielleicht schieben wir sie da hin, wo die Zielgruppe wirklich ist – zwischen meme, feed und TikTok-Drama." Das Herz der Doku schlägt im Social-Media-Kosmos: Die Verflechtung von Marketing-Mechanismen, Desinformation und Kapitalinteressen soll nicht nur entlarvt, sondern erlebbar gemacht werden. Das Konzept: Dokumentation als Live-Experiment, die das Publikum ganz ungeschützt trifft und Diskussionen entfacht – nicht bloß Klicks zählt. Hintergrund: TopDocs ist Aushängeschild für starke Doku-Produktionen der ARD. Seit 2023 läuft neben Branchentreff und Werkstatt auch das Wettbewerbsformat unter neuem Namen. Gesucht: Ein exklusiver Blick auf Deutschlands Themen von morgen, mit Sendetermin im Ersten oder in der ARD Mediathek. Die ARD-Partner – etwa MDR, BR, NDR, SWR, WDR, rbb – stemmen dafür gemeinsam Produktionskosten bis zu 300.000 Euro. Aus 37 Bewerbungen schälten sich fünf Finalisten heraus; in Leipzig pitchten die Schöpfer:innen ihre Visionen. Mit im Rennen: "Reality-Check: Gleichberechtigung", "Damals.Heute.Wir", "Der Fortschritt, der Steinbruch und das Raumschiff" sowie "Im Auftrag der Gerechtigkeit". Das traditionsreiche Finale findet immer parallel zum DOK Leipzig statt. Wer mehr wissen will, surft zu: https://www.daserste.de/topdocs

Der diesjährige Gewinner des ARD TopDocs-Wettbewerbs ist das supa stories-Projekt "Milliardengeschäft Periode", das sich mit den wirtschaftlichen Mechanismen und Marketingstrategien rund um Menstruationsprodukte beschäftigt. Besonders auffällig ist der innovative Ansatz: Die Verbreitung des Films wird zu einem eigenen investigativen Experiment im Bereich Social Media, was nicht zuletzt die Problematik unregulierter Werbung, der Einfluss von Influencern und die Kommodifizierung von Frauengesundheit sichtbar machen soll. Aktuelle Berichte heben zudem hervor, dass neben der kritischen Begleitung durch Social Media auch neue Regeln für Influencer-Marketing in der EU diskutiert werden und das Thema Periodenarmut, sowie transparente Aufklärung über Risiken von Nahrungsergänzungsmitteln, gerade verstärkt im öffentlichen Fokus stehen – immer wieder gibt es mutige Initiativen und Gesetzesvorstöße, die Informationspflichten und Werbeeinschränkungen fordern. Dabei zeigt sich ein wachsendes gesellschaftliches Bedürfnis, Gesundheitsthemen jenseits von Tabus und Profitinteressen zu verhandeln. So steht die ARD-Doku auch beispielhaft für die Forderung nach mehr Aufklärung, Schutz vor Fehlinformationen und einem gelebten gesellschaftlichen Miteinander.

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