Künstliche Intelligenz trifft auf Begabtenförderung: Neue Ansätze im Unterricht

Frankfurt – Eine aktuelle Publikation der Karg-Stiftung nimmt die Möglichkeiten und Fallstricke von Künstlicher Intelligenz (KI) in der schulischen Förderung hochbegabter Kinder unter die Lupe – und liefert dabei praxisnahe Denkanstöße.

heute 07:00 Uhr | 32 mal gelesen

Künstliche Intelligenz könnte an Schulen tatsächlich eine kleine Revolution auslösen – insbesondere, wenn man den Bedürfnissen besonders begabter Schülerinnen und Schüler gerecht werden will. Die Karg-Stiftung hat sich in einer neuen Open-Access-Publikation erstmals sehr gezielt mit der Rolle von KI in der Begabtenförderung auseinandergesetzt. Das Papier von Dr. Olaf Steenbuck und Andreas Terfloth mischt wissenschaftliche Überlegungen mit handfesten Beispielen aus dem Schulalltag und legt den Fokus auf die pädagogischen Bedingungen für professionellen KI-Einsatz. Nicht Technik steht im Vordergrund, sondern Lernkultur: Wie kann eine Umgebung geschaffen werden, in der Selbststeuerung und Kreativität genauso wichtig sind wie Faktenwissen? Der Text hebt hervor, dass KI – etwa durch intelligente Chatbots oder adaptive Lernsysteme – Denkweisen anstoßen, individuelles Lernen fördern und neue Formen der Wissensaneignung ermöglichen kann. Gleichzeitig zeigen Steenbuck und Terfloth: Ohne Umsicht birgt KI auch handfeste Risiken. Wenn etwa Hochbegabte Standardprozesse mit KI-Unterstützung umgehen, könnten sie paradoxerweise wichtige Kompetenzen gar nicht erst entwickeln. Lehrkräfte müssten daher lernen, KI als Werkzeug kritisch, bewusst und immer unterstützend einzusetzen, ohne Lernende zu entmündigen. "KI kann große Chancen eröffnen, wenn wir sie reflektiert ins pädagogische Konzept einbetten", so Dr. Steenbuck – und die Stiftung will genau zu dieser Debatte einen Beitrag leisten. Wer möchte, kann die umfassende Handreichung ab jetzt kostenfrei online einsehen.

Die Veröffentlichung der Karg-Stiftung markiert einen wichtigen Schritt, um Künstliche Intelligenz in Schulen verantwortungsvoll und wirkungsvoll einzubinden, besonders für Kinder mit besonderen Talenten. Neben anerkannten Potenzialen wie individueller Förderung, kognitiver Aktivierung und Unterstützung bei Projektarbeit werden auch kritische Aspekte wie Deskilling oder das Überspringen wesentlicher Lernschritte („Skillskipping“) thematisiert. Neuere Berichte und Diskussionen, etwa bei der Süddeutschen und Die Zeit, betonen zudem ethische Herausforderungen, Datenschutz-Fragen und die notwendige Schulung von Lehrkräften im Umgang mit KI, um Chancengerechtigkeit und Bildungsgerechtigkeit zu gewährleisten. Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass KI-gestützte Tools nicht nur für Hochbegabte, sondern auch zur Differenzierung im gesamten Klassenzimmer nutzbar sein könnten, solange sie aktiv pädagogisch gestaltet und nicht technokratisch verordnet werden. Ein aktuelles Beispiel: In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen laufen Pilotprojekte, die Lehrkräfte beim Einsatz individualisierter Lernplattformen mit KI-Elementen begleiten, um Erfahrungen zu sammeln und Fehlerquellen zu minimieren.

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