Irgendwie hat man es kommen sehen und doch wirkt das Ergebnis fast unwirklich. Die D66 – ansonsten nicht unbedingt der mächtigste Akteur auf der Politbühne – schaffte es bei den jüngsten Parlamentswahlen tatsächlich, stärkste Partei zu werden. Das zumindest meldet der Wahldienst der Nachrichtenagentur ANP am Freitagmorgen, wenngleich das Resultat noch nicht ganz offiziell ist, denn einige Stimmen aus Venray und die Briefwahlstimmen aus dem Ausland sind noch offen.
Interessanter Nebenaspekt: Laut ANP-Auswertung der Teilergebnisse aus den Gemeinden liegt D66 knapp, aber unerreichbar für die rechtspopulistische PVV von Geert Wilders vorne – aktuell beide mit 26 Sitzen, aber einem Vorsprung von etwas mehr als 15.000 Stimmen. Rechnerisch könnte sich D66 sogar noch einen Sitz mehr sichern, sofern die letzten Stimmen entsprechend ausfallen.
Besonders bemerkbar macht sich das Ergebnis im historischen Vergleich: Gegenüber der Parlamentswahl 2023 hat D66 ihre Parlamentssitze glatt verdreifacht. Demgegenüber ist der Absturz der PVV kaum zu übersehen – von 37 auf vermutlich 26 Sitze. Wilders, einst Hoffnungsträger der Rechtspopulisten, zog sich nach dem Bruch der Migrationspolitik aus der Regierung zurück. Und nicht zu vergessen: Die anderen (potenziellen) Koalitionsparteien wollen vorerst nichts mehr mit der PVV zu tun haben – ein politisches Vakuum tut sich auf. Fast fühlt man sich an ein Fußballspiel erinnert, bei dem der Favorit in der Nachspielzeit noch ein Eigentor kassiert. 
Die niederländische Partei D66 hat nach Auszählung fast aller Stimmen einen bislang beispiellosen Wahlerfolg erzielt und sich überraschend an die Spitze gesetzt – das kam für viele Politbeobachter äußerst unverhofft. Während die rechtspopulistische PVV um Geert Wilders massiv an Rückhalt verloren hat und keine realistische Perspektive auf eine Regierungsbeteiligung mehr besitzt, steht D66 vor einer historisch einmaligen Rolle bei der Bildung einer neuen Regierung. In aktuellen Stimmen und Kommentaren wird betont, dass die politische Landschaft in den Niederlanden durch diese Wahl deutlich liberaler und europafreundlicher geprägt sein dürfte; zugleich bleibt jedoch abzuwarten, wie handlungsfähig ein möglicherweise zersplittertes Parlament in den kommenden Monaten sein wird. Ergänzend berichten internationale Medien, dass die noch ausstehende Stimmauszählung (insbesondere aus dem Ausland) wohl kaum noch Einfluss auf die Sitzverteilung nehmen werde. Überraschend ist ferner, dass sich das politische Klima weg von polarisierenden Strömungen und hin zu einer gemäßigten, dialogbereiteren Haltung verschoben hat.