Manchmal ändert sich alles schneller, als einem lieb ist – besonders für die Kuriere von Lieferando. Wie Geschäftsführer Lennard Neubauer der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' verriet, betrifft die neu konkretisierte Entlassungswelle jetzt noch rund 1.500 Angestellte. Verantwortlich sind letztlich eine Mischung aus 'Hausgemachtem' und Saison-Effekt: die übliche Fluktuation zwischen den wärmeren Monaten und dem Winter schmolz die Zahl der Betroffenen. Ursprünglich war die Rede davon, bis zu 2.000 Stellen nach dem teilweisen Wechsel auf externe Dienstleister zu streichen – fast jeder Fünfte aus dem Team. Jetzt sind es 'nur' noch 15 Prozent der Fahrenden (wobei die Hälfte gar keine festen Mitarbeiter waren, sondern über Nebenjobs oder als Studierende kamen).
Für sie alle gibt es einen Sozialplan mit einer Abfindung (ein Monatsgehalt je Jahr plus 600 Euro für Weiterbildungen) – immerhin. Aber der Gesamtbetriebsrat sieht das alles kritisch. Laut seinem Sprecher habe der Konzern kaum wirklich mit sich reden lassen, und wichtige Infos einfach nicht geliefert. Ähnlich ungünstig klingt der Vorwurf der Gewerkschaft NGG: Wenn man die eigenen Kuriere kündigt, um sie anschließend – schlechter bezahlt – bei Subunternehmen wieder einzustellen, ist der Protest programmiert. Aus Protest gab es wohl auch mehrere Streiks in letzter Zeit.
Im Hintergrund läuft die Umstellung trotz aller Aufregung weiter: Lieferando setzt bereits auf lokale Dienstleister. Der Chef selbst zeigt sich zufrieden: Touren würden effizienter gebündelt, Lieferzeiten kürzer, Quote pünktlicher Zustellungen steigt, und auch das Kundenfeedback schaut plötzlich besser aus. Wachstum sei nun wieder spürbar, so Neubauer. Worauf das langfristig hinausläuft, bleibt offen. Noch verspricht der Konzern eine Mischung aus Eigenbetrieb und ausgelagerter Logistik, je nach Standort. Festlegen will sich am Ende aber wohl niemand.
Lieferando reduziert die Zahl der entlassenen Kuriere auf 1.500, bedingt durch natürliche Fluktuation und das bewusste Nicht-Nachbesetzen offener Stellen. Der Sozialplan sieht Abfindungen und Unterstützung bei Weiterbildungen vor, doch der Gesamtbetriebsrat sowie die Gewerkschaft NGG kritisieren das Vorgehen als unfair, da festangestellte Fahrer durch schlechter bezahlte Fremdfirmen ersetzt werden könnten. Während der Konzern betont, dass Effizienz und Wachstum gestiegen seien, verweist neue Berichterstattung darauf, dass die Branche ein generelles Problem mit Arbeitsbedingungen, Tarifen und Streikpotenzial hat: Berichte etwa bei der Zeit und FAZ beleuchten zusätzlich den Boom von Plattformökonomien, der durch Kostendruck und Arbeitsverdichtung vielfach auf dem Rücken prekärer Beschäftigter ausgetragen wird.