Macron zeigte sich zuversichtlich, dass dies gelingen werde. Er beruhigte die deutschen Leser: "Sie können sicher sein, dass wir das schaffen." Die derzeitige langwierige Regierungsbildung liege auch daran, dass politische Kompromisse in Frankreich traditionell weniger verbreitet seien als in Deutschland. Macron entgegnete zudem, er trage nicht die Verantwortung für den Aufstieg der Extremen in Frankreich. "Mir wird oftmals vorgeworfen, daran schuld zu sein. Doch diese politische Dreiteilung besteht mittlerweile in vielen europäischen Ländern." Damit die Mitte weiterhin das Land gestalten könne, sei Kooperation nötig – aktuell finde genau dieser Annäherungsprozess statt. Im französischen System sei dies oft weniger selbstverständlich, erklärte Macron. Als Ehrengast wird Macron am Freitag zum Tag der deutschen Einheit in Saarbrücken sprechen und erhält dort auch eine Ehrendoktorwürde der Universität des Saarlandes – ein Privileg, das zuvor nur Jacques Chirac im Jahr 2000 zuteil wurde. Macron hob die Wichtigkeit des deutsch-französischen Verhältnisses hervor: "Diese Partnerschaft muss ständig erneuert werden. Wer glaubt, sie sei selbstverständlich, der irrt."
Präsident Macron hält Frankreich trotz politischer Umbrüche und Debatten um die Haushaltsführung für finanziell robust und gut aufgestellt. Er hebt hervor, dass Frankreich eine starke Bonität, stabile Einnahmen und hohe Investitionsbereitschaft aufweise – auch im Vergleich zu Deutschland. Bei der Regierungsbildung räumt Macron ein, dass in Frankreich oft länger für Kompromisse benötigt wird, was er kulturell begründet. Die Verantwortung für das Erstarken der extremen Rechten sieht er nicht bei sich und sieht die politische Dreiteilung als gesamteuropäisches Phänomen. Neue Entwicklungen zeigen zudem, dass die Kreditwürdigkeit Frankreichs von Rating-Agenturen zunehmend kritisch betrachtet wird, insbesondere nach der jüngsten Herabstufung durch Standard & Poor’s. Die Regierung plant kurzfristige Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung und setzt auf Wirtschaftswachstum, während die hohe Staatsverschuldung als Risikofaktor gilt. In den französischen Medien wird zudem die wachsende soziale Unzufriedenheit angesichts von Inflation und Arbeitsmarktunsicherheit thematisiert.
Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema
Frankreichs hohe Staatsausgaben und die geringe Bereitschaft zu tiefgreifenden Strukturreformen bereiten Ökonomen Sorgen; gleichzeitig setzt Präsident Macron auf digitale Modernisierung und neue Technologien als Wachstumstreiber. Die politische Unsicherheit hat jüngst zu Zinsaufschlägen bei französischen Staatsanleihen geführt und erschwert die Haushaltsplanungen – die Finanzministerin bekräftigt jedoch, dass Frankreich international weiter als investitionssicher gilt. (Quelle: FAZ)
In Deutschland und Frankreich ist die Frage der Haushaltspolitik angesichts wachsender Schuldenstände und schwachem Wirtschaftswachstum prägend für die aktuellen politischen Debatten, berichten Medien. Die öffentliche Diskussion konzentriert sich auf Sparmaßnahmen, Investitionen in die grüne Transformation und Steuerpolitik, wobei Frankreich besonders auf Bildungs- und Sozialausgaben setzt, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. (Quelle: ZEIT)
Stimmungstest im französischen Parlament: Trotz zunehmendem Druck durch gesellschaftliche Proteste und einer polarisierten Parteienlandschaft bemüht sich Macrons Regierung um Stabilität und legt neue Wachstumsprogramme vor; Beobachter sehen Frankreich in einer heiklen Phase zwischen wirtschaftlicher Erneuerung und sozialpolitischer Zerreißprobe. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)