Manchmal kommt es wie aus dem Nichts: Ein Satz von Rehbeinern durch den Scheinwerferkegel – und Sekundenbruchteile später kracht es. Besonders im Herbst, wenn auf Deutschlands Straßen die Dämmerung zur Hauptverkehrszeit wird, schnellen die Wildunfallzahlen wieder rasant nach oben. Laut Statistik der Verti Versicherung AG war in den letzten drei Jahren der November der Monat mit der höchsten Anzahl an tierbedingten Vollkaskoschäden – etwa jede achte dieser Schadensmeldungen ist dann auf den Crash mit Wild zurückzuführen. In der Teilkasko lag der Anteil sogar noch höher. Aber, was viele unterschätzen: Auch nach der Umstellung auf Sommerzeit im April gibt es eine auffällige Unfallspitze. Die Schäden summieren sich deutschlandweit inzwischen auf jährlich über eine Milliarde Euro – ein ziemlicher Brocken, wenn man bedenkt, dass es täglich etwa drei Millionen Euro sind. Häufig sind es Zusammenstöße, aber nicht selten gehen auch Ausweichversuche oder Marderschäden heftig ins Geld.
Was tun? Experten raten: Lieber einmal kräftig hupen und kontrolliert bremsen, statt in Panik das Lenkrad rumzureißen. Denn ein riskantes Ausweichmanöver endet oft viel schlimmer – etwa an einem Baum oder im Gegenverkehr. Wild verhält sich unberechenbar, oft läuft dem ersten Tier eine ganze Gruppe hinterher. Wer Pech hat, steckt mitten im Rudel. Kommt es doch zum Unfall, heißt es: Unfallstelle sichern, Warnblinker an und – je nach Schreck – erstmal tief durchatmen. Polizei rufen ist Pflicht, das Mitnehmen des Tieres dagegen tabu (Wilderei lässt grüßen). Fürs Versicherungsprotokoll gibt’s die sogenannte Wildschadenbescheinigung von Polizei oder dem zuständigen Förster. Fotos vom Ort und Schaden schaden nie – Smartphones sei Dank.
Ach ja, und aufgepasst bei den Versicherungsdetails: Nicht jede Teilkasko zahlt bei jedem Tier – manchmal fällt „Haarwild“ als Voraussetzung, andere Tarife sind großzügiger. Ein Blick ins Kleingedruckte oder ein schneller Anruf lohnt sich, bevor man nach dem Aufprall im Wortsalat der Paragraphen versinkt. Mehr praktische Ratschläge? Gibt’s bei Verti direkt im Wildunfall-Ratgeber online.
Die Zahl der Wildunfälle steigt in Deutschland insbesondere rund um die Zeitumstellung im Frühjahr sowie im Herbst, weil sich die Aktivitätszeiten von Wildtieren in die Dämmerung und Dunkelheit verschieben – genau dann, wenn viele Autofahrer unterwegs sind. Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherer regulieren die Autoversicherer Wildunfall-Schäden im Wert von über einer Milliarde Euro jährlich; dabei ereignen sich die meisten Unfälle mit Haarwild wie Reh und Wildschwein, oft aber auch durch Marder, die an Kabeln im Motorraum nagen. Neue Untersuchungen und Medienberichte weisen darauf hin, dass auch der Ausbau von Siedlungsgebieten sowie unzureichende Wildschutzzäune die Unfallzahlen in einigen Regionen zusätzlich steigen lassen, während hitzige Gespräche über Herdenschutz und bessere Verkehrswarnsysteme in Politik und Gesellschaft immer wieder aufflammen – eine endgültige Lösung gibt es jedoch bislang nicht. Zudem häufen sich Berichte über technologische Neuentwicklungen wie Wildwarnsensoren oder KI-basierte Frühwarnsysteme, die das Risiko auf stark befahrenen Straßen künftig mindern könnten.