Sieben Jahrzehnte Bundeswehr – Ungeahnte Wendungen
Wer hätte gedacht, dass aus den Trümmern von 1945 innerhalb von nur zehn Jahren eine neue Armee in Westdeutschland entstehen würde? Die politischen und gesellschaftlichen Umstände waren – ehrlich gesagt – kaum weniger als heikel. In seinem Aufsatz beschreibt Heiner Möllers, mit welch pragmatischer Entschlossenheit damals eine neue Truppe aus dem Nichts geschaffen wurde, stets mit Blickrichtung Westen. Besonders spannend: Die Anfänge werden in der Ausgabe multimedial vorgeführt, über einen QR-Code gelangt man zum begleitenden Video.
Natürlich brauchte es auch institutionelle Strukturen. Bereits 1950 wurde im sogenannten Amt Blank unter teils haarsträubenden Bedingungen das spätere Verteidigungsministerium skizziert und vorbereitet. Christoph Nübel spürt in seinem Artikel den politischen und internationalen Reibungen nach, die es bei der Errichtung des BMVg zu überwinden galt. Oft mehr eine Frage von Bündnisrivalitäten als von Organisationstalent.
Und dann ist da die Gründergeneration selbst: Über sie scheiden sich – bis heute – die Geister. Fast alle waren bereits im NS-System militärisch aktiv gewesen. Dennoch formten sie, darunter bekannte Namen wie Heusinger, Steinhoff und Johannesson, die Bundeswehr zu einer demokratisch verankerten Streitkraft. Die Ausgabe stellt einige Protagonisten stellvertretend vor – inklusive ihrer Brüche, Ambivalenzen und Schattenseiten.
Blick nach Japan: Parallelen und Kontraste
Apropos Wiederbewaffnung – Japans Weg nach 1945 verlief keineswegs glatt. Die Verfassung verordneten ausdrücklich Pazifismus, doch das geopolitische Tauziehen während des Kalten Krieges veranlasste die USA, auf eine schleichende Remilitarisierung zu drängen. Agilolf Kesselring analysiert dieses Ringen zwischen politischem Willen, internationalem Druck und eigenen historischen Hypotheken – und entdeckt dabei Ähnlichkeiten wie Unterschiede zur deutschen Lage.
Wenn Tiere zu Soldaten werden
Pferde, Hunde, ja, sogar Elefanten – was klingt wie eine Anekdotensammlung, ist Teil der Militärgeschichte. In der Rubrik "Im Blickpunkt" schildert Dennis Werberg, welch unerwartete Rollen Tiere im Dienst unterschiedlichster Heere übernehmen mussten – meistens nur am Rande mit Tierwohl im Sinn. Überraschend, wie kreativ (und leider auch skrupellos) Menschen Tiere ins Kriegsgeschehen einzuspannen wussten.
Azincourt: Mythos und Realität
Unterlegene siegen – manchmal. So geschehen bei der berühmten Schlacht von Azincourt 1415, wo vor allem ein technischer Vorteil, der Langbogen, eine zahlenmäßige Unterlegenheit in einen epochalen Sieg verwandelte. Martin Schulz setzt sich in seinem Beitrag anschaulich mit dem Wechselspiel aus Technik, Taktik und Mythos auseinander.
Machiavelli und der Krieg – Ein etwas anderer Blick
Nicht nur Machtpolitik – Machiavelli, meist auf Intrigen reduziert, hat sich detailliert zur Kriegsführung geäußert. Martin Grässler nimmt "Die Kunst des Krieges" zur kritischen Lektüre und fragt, was Bürger unter Waffen und Söldnertruppen für die militärische Realität der Frühen Neuzeit bedeuteten.
Die digitale Ausgabe steht auf der Seite des ZMSBw bereit.
Kontakt für Rückfragen: Oberstleutnant Michael Gutzeit, Informationsarbeit, Tel. 0331 9714 400, ZMSBwPressestelle@bundeswehr.org
Die Ausgabe 4/2025 der Zeitschrift "Militärgeschichte" legt diesmal den Schwerpunkt auf die bewegte Entstehungsphase der Bundeswehr und stellt diese kritisch ins Licht, gerade unter Berücksichtigung der NS-Vergangenheit ihrer Gründungsmitglieder. Interessant ist der Vergleich mit der japanischen Remilitarisierung, die in den 1950er Jahren trotz pazifistischer Verfassungsgrundlage erfolgte und unter erheblichen internationalen wie innenpolitischen Spannungen stand. Neben klassischen historischen Themen – Schlacht von Azincourt, militärtheoretische Überlegungen Machiavellis – schärft die Ausgabe auch die Wahrnehmung für Randthemen wie die oft übersehene Rolle von Tieren in militärischen Kontexten. In den vergangenen 48 Stunden berichteten verschiedene Medien, dass angesichts der aktuellen sicherheitspolitischen Lage die historische Aufarbeitung der Bundeswehrgründung für die öffentliche Debatte an Bedeutung gewonnen hat. Zudem wurde wiederholt hervorgehoben, wie sehr innergesellschaftliche Spannungen und internationale Rahmenbedingungen die Bundeswehr auch 2024 prägen – etwa bei Fragen der Rüstungsexporte, Streit um Auslandeinsätze und dem historisch belasteten Selbstverständnis der Truppe. Hintergrundberichte rücken dabei vermehrt die anhaltende Debatte um die Bedeutung von Tradition und Erinnerungskultur in den Streitkräften und die Herausforderung, eine neue Generation von Soldaten zwischen demokratischer Verantwortung und Tradition auszubilden, ins Zentrum.