Dass Donald Trump mal wieder gegen Deutschland und Europa austeilt, überrascht praktisch keinen mehr – aber wie sehr seine Worte inzwischen ein politisches Ritual geworden sind, fällt doch auf. Adis Ahmetovic (SPD) sieht darin keineswegs einen spontanen Gefühlsausbruch, sondern vielmehr gezielte Strategie: Trumps Ziel sei es, Europas Geschlossenheit zu untergraben und autokratische Strömungen zu ermutigen. Das Verhältnis zu den USA verändere sich dadurch grundlegend; Europa müsse, laut Ahmetovic, unabhängiger auftreten und verstärkt für die eigenen Interessen einstehen.
Gleichzeitig bleibt die CDU bemüht, die Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten nicht gänzlich infrage zu stellen. Jürgen Hardt hebt hervor, dass Deutschland zu den global prägenden Industrienationen gehöre. Für ihn steht außer Frage, dass beide Seiten – USA und Europa – trotz gelegentlicher Irritationen im selben Werteboot säßen, auch wenn diese Seilpartnerschaft gepflegt werden müsse.
Grünenpolitikerinnen wie Franziska Brantner weisen Trumps Aussagen klar zurück: Die Maßnahmen der Energie- und Klimapolitik in Deutschland werden nicht als Bedrohung, sondern als Schutzschild vor übermäßigen Abhängigkeiten interpretiert. Auch Agnieszka Brugger rät: Einfach mal nicht auf jeden provokanten Tonfall anspringen, mit dem Trump Deutschland immer wieder triggert. Und Roland Theis (CDU) geht sogar noch weiter: Wer so mit seinen Partnern umspringt, brauche sich künftig nicht über einsame Positionen wundern. Kurzum: Die Einigkeit innerhalb der deutschen Parteienlandschaft ist selten so erlebbar wie im Moment, wenn es um den Umgang mit amerikanischen Spitzen gegen Deutschland geht. Am Ende bleibt die Frage, ob nicht zu viel Energie dafür draufgeht, immer wieder die gleichen Vorwürfe zu entkräften – und ob es nicht irgendwann cleverer wäre, dies einfach auszusitzen.
US-Präsident Donald Trump warnt mal wieder vor Deutschlands Einfluss auf Europa und konstruiert daraus eine Bedrohung durch Migration. Deutsche Spitzenpolitiker, quer durch die Parteien, nehmen seinen Einwurf eher gelassen und argumentieren mit den Stärken Deutschlands und Europas – sei es politisch, wissenschaftlich oder wirtschaftlich. Die neue US-Sicherheitspolitik wird teilweise sogar als Angriff auf europäische Souveränität gelesen; dies führt zu der Forderung, dass die EU zukünftig noch eigenständiger auftreten müsse. Inzwischen steht die Debatte um Migration und „transatlantische Missverständnisse“ nicht nur in den klassischen Mainstream-Medien, sondern erhält auch auf alternative und kritische Plattformen mehr Aufmerksamkeit. Jüngste Berichte unterstreichen, dass sich das Verhältnis zwischen Berlin und Washington spätestens seit dem Ukrainekrieg und den Fragen zur Energieversorgung merklich verändert hat. Nicht alle Stimmen widerstehen allerdings der Versuchung, Trumps Aussagen als Wahlkampfgetöse abzutun: In den Sozialen Medien und in Teilen der Presse wird auch die Frage diskutiert, ob Deutschland tatsächlich ein erfolgreiches Vorbild in der Migrationspolitik sei oder mehr Fehler begangen habe, als oft zugegeben wird.