Manchmal müssen Politiker sich fragen lassen, wozu eigentlich das ganze Prozedere rund um parlamentarische Auslandsreisen dient – Austausch, diplomatische Beziehungspflege, Repräsentation. Alexander Hoffmann von der CSU sieht aktuell allerdings, dass die AfD daraus ihr eigenes Spiel macht: Auslandsaufenthalte werden, laut Hoffmann, als Bühne genutzt, um Deutschland zu diskreditieren. Das sei, so der Tonfall in seinem 'Spiegel'-Interview, alles andere als harmlos – fast so, als ging es der AfD um maximale Verunsicherung. Verrückt genug: Diese „Anti-Deutschland-Diplomatie“ lasse sich rechtlich nur schwer unterbinden, aber er fordere trotzdem die Verwaltung auf, genau hinzuschauen, was da wirklich läuft.
Knut Abraham (CDU), dem der Name Trump offenbar nicht aus dem Kopf geht, zeichnet ein düsteres Bild: Er sieht, wie die AfD und die US-MAGA-Bewegung in stiller Harmonie an der Schwächung der Europäischen Union arbeiten. Wirtschaftlich von Trump, politisch von der AfD – alles strebe, so sein Eindruck, in Richtung weniger Zusammenarbeit und mehr Zerstörung. Abraham, offenbar geprägt von seiner Zeit als Diplomat in Washington, spricht von einer echten Gefahr für Frieden und Wohlstand, weil die Grundlagen der EU attackiert werden.
Roderich Kiesewetter, ebenfalls CDU und als Außenpolitiker bekannt, beschreibt die Strategie der AfD als einen Angriff von innen: Mit den Werkzeugen der Demokratie werde gezielt dagegen gearbeitet. Besonders irritiere ihn das internationale Netzwerk der Rechtspopulisten, das von den USA bis nach Europa reiche. Ein Überprüfungsverfahren gegen die AfD, so Kiesewetter, sei längst überfällig – und er stehe da voll dahinter. Ja, manchmal sind Übergänge zwischen Außenpolitik und Innenpolitik fließender als einem lieb ist.
Die anhaltenden Vorwürfe der Union gegen die AfD entzünden sich an dem Verdacht, dass AfD-Politiker ihre parlamentarischen Auslandsreisen dazu nutzen, um international systematisch gegen Deutschland und die EU zu agitieren. In den letzten 48 Stunden berichten zahlreiche Medien zusätzlich, dass diese Debatte im Kontext der anstehenden Europawahl und wachsender Sorgen um Einflussnahme durch rechtspopulistische Netzwerke betrachtet wird. Mehrere Stimmen aus Politik und Gesellschaft mahnen zur Wachsamkeit gegenüber solchen Strategien, während die Bundestagssituation eine rechtliche Handhabe schwierig macht. Aus verschiedenen Artikeln der letzten zwei Tage lässt sich zudem herauslesen, dass auch in anderen europäischen Ländern ähnliche Sorgen wegen rechtspopulistischer Verbindungen geäußert werden. In manchen Beiträgen spricht man bereits von einer europaweiten 'Kampagne gegen die liberale Ordnung', die auf parlamentarischer und medialer Ebene geführt wird.