Pflegekräfte werden knapp: NRW steuert auf Versorgungskrise zu – bpa-Kongress mahnt Sofortmaßnahmen an

In Nordrhein-Westfalen steht die Pflegebranche vor einer Zerreißprobe: Fast die Hälfte der Beschäftigten geht in absehbarer Zeit in den Ruhestand, während bei den Jüngeren gähnende Lücken bleiben. Bernhard Rappenhöner vom bpa warnte beim Dortmunder Fachkongress, dass die Herausforderungen längst greifbare Realität sind. Die wachsende Zahl Pflegebedürftiger trifft auf eine Personalnot – Politik und Verwaltungen werden zum raschen Handeln gedrängt.

heute 13:32 Uhr | 16 mal gelesen

Beim aktuellen bpa-Kongress in Dortmund wurde einmal mehr deutlich, wie angespannt die Lage in der Pflegebranche ist. Diskutiert wurden verschiedene Strategien wie etwa die Förderung der Mitarbeitendengesundheit, neue Wege der Arbeitsentlastung sowie gezielte Rekrutierung internationaler Pflegekräfte, um den wachsenden Bedarf abzufedern. Rappenhöner betonte dabei, dass nicht nur Lösungen aufgezeigt werden, sondern auch die Landesregierung und Finanzierungspartner nicht länger ausweichen dürfen: Sie stehen in der Pflicht, unkomplizierte, zeitnahe Wege für finanzielle Unterstützung, etwa für technische Hilfsmittel und gesundheitsfördernde Maßnahmen, zu ebnen. Ein zentraler Vorschlag ist die Einführung der sogenannten Kompetenzvermutung. Dadurch könnten ausländische Pflegeprofis mit dreijähriger Ausbildung und Sprachkenntnissen praktisch sofort zum Einsatz kommen, was die angespannte Personalsituation deutlich entspannen würde. Ohne schnelle, pragmatische Antworten, so der Tenor der Tagung, drohen Versorgungsprobleme in bisher unbekanntem Ausmaß.

Die Pflege in NRW steht kurz vor einem handfesten Engpass – das zeigt nicht nur der Kongress, sondern zahlreiche Stimmen aus der Branche. Es fehlt an Nachwuchs, während ältere Fachkräfte reihenweise in Rente gehen. Als kurzfristige Lösung wird der Einsatz von erfahrenen internationalen Pflegekräften gefordert – zugleich aber müssen auch Arbeitsbedingungen, technische Unterstützung und Gesundheitsprävention für bestehendes Personal verbessert werden. Nachträglich recherchiert: Neuere Berichte zeigen, dass allein im kommenden Jahrzehnt in Deutschland rund ein Drittel aller Pflegekräfte fehlen könnten. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung wächst der politische Druck auf Bund und Länder, den Anerkennungsprozess für ausländische Fachkräfte zu beschleunigen und mehr berufsfeldspezifische Sprachkurse anzubieten. Die FAZ berichtet zudem, dass ein wachsender Mangel an Pflegepersonal inzwischen viele Kliniken und Heime zwingt, Betten und Plätze zu sperren, da schlicht die nötigen Fachkräfte fehlen. In der DW lässt sich nachlesen, dass gerade die Work-Life-Balance und psychische Belastung maßgeblich zu hohen Abwanderungsraten im Pflegeberuf beitragen.

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