Psychische Gesundheit: Prävention darf kein blinder Fleck bleiben

Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer, schlägt Alarm: Die Zahl der Ausfalltage wegen psychischer Erkrankungen erreicht neue Höhen, wie der aktuelle Fehlzeiten-Report 2025 der AOK offenbart.

14.10.25 23:42 Uhr | 32 mal gelesen

Psychische Krankheiten nehmen nicht nur Einzelnen Lebensqualität und Sicherheit – sie hinterlassen mittlerweile auch einen tiefen Riss im Fundament der deutschen Wirtschaft. Benecke, die mit spürbarem Ernst der 'Rheinischen Post' Rede und Antwort stand, spricht von zu spät erkannten Problemen, die persönliches Leid und verheerende Kosten erzeugen. Prävention? Vielerorts bleibt sie ein Lippenbekenntnis. Was gebraucht wird, sind wirklich zugängliche, alltagstaugliche Angebote, vor allem auch direkt am Arbeitsplatz. Ist das teuer? Vielleicht kurzfristig. Längerfristig aber profitieren Fachkräfte, Firmen und die gesamte Gesellschaft – eine Investition mit echtem Mehrwert, wie Benecke betont. Ein vergessener Brennpunkt: der ländliche Raum, wo Therapieplätze und psychiatrische Hilfe oft rar sind. Die Rückkehr in den Beruf nach einer Krise bleibt ebenfalls eine Herausforderung. Ohne ein systematisches Wiedereingliederungsmanagement tappen viele Betroffene im Dunkeln. Und dabei reden wir hier nicht von Einzelschicksalen.

Der Appell der BPtK-Präsidentin bringt einen wunden Punkt auf den Tisch: Psychische Gesundheit steht in Unternehmen und im öffentlichen Diskurs vielfach erst dann im Mittelpunkt, wenn das Kind längst in den Brunnen gefallen ist. Laut aktuellem Fehlzeiten-Report steigen die Ausfälle wegen psychischer Leiden seit Jahren, und neue Studien rücken auch die Zunahme bei jungen Menschen und Frauen ins Licht. Ein Knackpunkt, den auch andere Fachleute in den letzten 48 Stunden betonten: In vielen Betrieben fehlt strukturelle Gesundheitsförderung, häufig wird der Fokus zu einseitig auf individuelle Belastbarkeit gelegt, anstatt die Arbeitsbedingungen selbst zu verbessern oder niedrigschwellige Präventionsangebote einzurichten. Der ländliche Bereich bleibt ein Sorgenkind – insbesondere bei Kindern und Jugendlichen ist die Versorgung mit Psychotherapie oft unzureichend. Dazu kommt, dass nationale Präventionsprogramme trotz der Belastung durch Pandemiejahre oder hohe Arbeitsintensität in Büros zu langsam Fahrt aufnehmen. Persönlich frage ich mich: Warum ist das Thema so schwerfällig, obwohl die Alarmzeichen überall unüberhörbar sind? Vielleicht braucht es auch eine breitere gesellschaftliche Diskussion, nicht nur technische Lösungen am Arbeitsplatz.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Ein ausführlicher Artikel bei der Süddeutschen Zeitung berichtet, dass Unternehmen und Behörden in Deutschland im Jahr 2024 mit einem Rekordniveau an Krankheitstagen durch psychische Erkrankungen konfrontiert sind; Expertinnen wie Benecke betonen darin, dass Präventionsmaßnahmen scheitern, solange in Ausbildung, Berufsleben und Verwaltung Tabus und fehlende niederschwellige Angebote dominieren. Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Die Zeit hebt in einem aktuellen Beitrag hervor, dass sich besonders unter jüngeren Arbeitnehmerinnen der Trend zu psychischer Überlastung verfestigt – Homeoffice, fehlende Abgrenzung und Leistungsdruck werden als Auslöser genannt; Initiativen für bessere Prävention und betriebliche Gesundheitsförderung werden zwar diskutiert, doch oft fehlt die dauerhafte Umsetzung in den Unternehmen. Quelle: DIE ZEIT)

Laut einem Beitrag der FAZ sprechen sich Verbände und Krankenkassen für gezieltere Investitionen in Prävention im ländlichen Raum aus, da die Lücken im therapeutischen Versorgungsnetz weiterhin zu groß sind; besonders nach längeren Ausfällen werde eine professionelle Wiedereingliederung als Schlüssel zu nachhaltiger Genesung gesehen. Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung)

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