Ritter Sport: Von Preisdruck und Schokoladenkrise

Andreas Ronken, Geschäftsführer bei Ritter Sport, äußert sich pessimistisch zu den künftigen Preisen für Schokolade – ein Abwärtstrend ist nicht in Sicht.

heute 08:33 Uhr | 30 mal gelesen

Direkt auf die Frage, ob wir uns wieder auf günstigere Schokolade freuen dürfen, winkt Ronken rigoros ab: 'Nein, billiger wird's nicht.' Gerade tropische Rohstoffe wie Kakao geraten durch den Klimawandel immer mehr in Bedrängnis. Mir bleibt dieser Satz hängen: 'Wir haben die Welt kaputtgemacht.' Irritiert und nachdenklich zugleich. Der Kakaopreis ist regelrecht explodiert – momentan bei rund 5.500 Dollar – was einerseits den Bauern ein auskömmliches Einkommen beschert, doch andererseits das Geschäft schwieriger macht. Es läuft wie auf Messers Schneide: Steigende Preise sorgen prompt dafür, dass weniger Schokolade verkauft wird, sogar bis zu zehn Prozent weniger Absatz. Die Preisweitergabe ist ein Drahtseilakt; alles kann Ronken ohnehin nicht auf die Kunden abwälzen. Er spricht offen von einer Schokoladenkrise: Geschrumpfte Gewinnmargen und rückläufige Verkaufszahlen treffen auf steigende Kosten. Die Supermarkt-Schwelle sieht Ronken bei zwei bis drei Euro pro Tafel – mehr ist schwer durchsetzbar. Um nicht an der berühmten 100-Gramm-Tafel zu rütteln, bleibt Ritter Sport lieber beim Preis – entweder das, oder kleinere Tafeln, wozu man sich bislang nicht durchringt. Im Sortiment der 'Bunten Vielfalt' ändert sich also vorerst nichts. Nebenbei kündigt Ronken eine neue Schokoladenfigur fürs Weihnachtsgeschäft an – bislang gab es von Ritter Sport weder Weihnachtsmänner noch Nikoläuse, aber das könnte sich ändern. Ein Weihnachtsmann sei für nächstes Jahr gut vorstellbar, sagt Ronken – man bleibt also durchaus offen für Überraschungen. Solche Details, finde ich, zeigen: Selbst Traditionsmarken ringen aktuell mit Eigenständigkeit und Wandel.

Ritter Sport sieht sich dramatisch steigenden Kakaopreisen ausgesetzt, was vor allem mit den unwägbar gewordenen Wetterbedingungen in den Anbaugebieten und dem Klimawandel zusammenhängt. Obwohl höhere Preise für Kakao den Bauern ein besseres Einkommen sichern, bringen sie die Schokoladenhersteller unter Druck, da margenstarke Produkte schwieriger verkauft werden können und Verbraucher sensibel auf Preissteigerungen reagieren. Ronken betont, dass Ritter Sport trotz der Krise an der bekannten 100-Gramm-Tafel festhalten möchte und neue Weihnachtsprodukte plant. Inzwischen melden auch andere Hersteller vergleichbare Entwicklungen: Viele verzeichnen stagnierende oder sinkende Absatzzahlen und warnen vor weiteren Preisanpassungen im Schokoladenregal. Neue Berichte, zum Beispiel bei der FAZ und der Süddeutschen, greifen das Thema Preisexplosion und die extreme Belastung für mittelständische Schokoladenproduzenten auf, viele argumentieren, dass Preiserhöhungen früher oder später unvermeidlich sein werden. Zusätzlich wird über verbesserte Bedingungen in den Lieferketten und Initiativen zur Nachhaltigkeit diskutiert, wie beispielsweise das Lieferkettengesetz, das fairen Handel fördern soll, aber ebenfalls zu Kostensteigerungen beiträgt.

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