Sparflamme am Arbeitsmarkt: Firmen setzen Rotstift an

Viele Unternehmen in Deutschland schalten in Sachen Mitarbeiterzahlen auf Rückzug – zumindest vorerst.

vor 39 Minuten | 18 mal gelesen

Das Münchner Ifo-Institut vermeldet einen weiteren Rückgang seines Beschäftigungsbarometers für November – diesmal purzelte der Wert von 93,5 auf 92,5 Zähler. Klaus Wohlrabe, der Mann hinter den Ifo-Umfragen, bringt's ernüchternd auf den Punkt: 'Viele Unternehmen streichen weiter Stellen.' Kein Wunder, denn die deutsche Konjunktur tut sich gerade reichlich schwer, da ist an Aufbruchsstimmung in Sachen Personal wenig zu spüren. Vor allem die Industrie ist weiter auf Job-Diät: Fast überall heißt es dort Personalabbau statt Aufstockung. Der Dienstleistungssektor hatte gerade mal kurz Luft geholt, doch schon ist wieder Vorsicht angesagt. Besonders im Gastgewerbe wird die Personaldecke zunehmend dünner, mehr Jobs stehen zur Disposition. Etwas aus der Reihe tanzen tatsächlich Rechtsanwalts- und Steuerkanzleien, die munter neue Leute suchen. Der Handel plant dagegen, selbst im Vorweihnachtstrubel, mit weniger Beschäftigten als zuvor. Interessant am Rande: Im Baugewerbe gibt es einen zaghaften Aufwärtstrend – hier steigt die Nachfrage nach Arbeitskräften, erstmals seit gut eineinhalb Jahren klettert das Barometer auf einen neuen Höchststand.

Unternehmen in Deutschland scheinen derzeit auf Sparkurs – zumindest, was Neueinstellungen betrifft. Das ifo-Beschäftigungsbarometer fällt erneut, Branchen wie Industrie und Handel setzten weiter auf Stellenabbau, während dem Bau das Gegenteil gelingt. Eine aktuelle Recherche zeigt, dass hinter den Zahlen viele mittelständische Betriebe stehen, die angesichts der schwierigen Wirtschaftslage (hohe Energiekosten, sinkende Nachfrage, geopolitische Unsicherheiten) auf Risikovermeidung setzen. Die Dienstleistungsbranche ist ein wankendes Schiff: Hotels und Gastronomie kämpfen sogar mit Stellenstreichungen, während Steuer- und Rechtsfirmen antizyklisch wachsen, teils durch neue Regulierungen. Im Handwerk, insbesondere auf dem Bau, gibt es nach wie vor Engpässe bei Facharbeitern, auch weil viele Bauprojekte verschoben wurden und jetzt – etwas unerwartet – nachgezogen werden. In Summe bleibt das Bild am Arbeitsmarkt durchwachsen, mit einem leisen Hoffnungsschimmer am Rand der Baustelle.

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