Es sind Stimmen wie die von Matthias Holtmann, die im Ohr bleiben – manchmal noch lange nach dem letzten Song. Kai Gniffke, Intendant des SWR, spricht davon, einen einzigartigen Radiomenschen verloren zu haben: 'Mit seinem Witz, seiner Schlagfertigkeit und dem Gespür für das, was die Leute wirklich hören wollten, hat er nicht nur das Radioformat “Wilder Süden” geprägt, sondern auch eine Vorbildrolle für viele Nachwuchsjournalisten eingenommen.' Seine Offenheit – selbst im Umgang mit seiner Parkinson-Erkrankung – beeindruckte Kollegen wie Hörer gleichermaßen. Landessenderdirektorin Stefanie Schneider nennt ihn schlicht 'unersetzlich', voller Rock-’n’-Roll und dabei tiefgründig gebildet, ein Original halt.
Matthias “Matze” Holtmanns Weg führte ihn von seiner Geburtsstadt Kamen und dem Ruhrgebiet zur Musikhochschule Köln, über Bühnen als Schlagzeuger bei “Triumvirat” schließlich in die Redaktion von SDR. Dort wurde er als Programmchef und Moderator von SDR3 zum Inbegriff des 'wilden Südens', als man Radio eben noch als Abenteuer begriff. Nach der Fusion zu SWR3 und seinem Wechsel zu SWR1 blieb er das, was ihn auszeichnete: eine kreative Kraft, die experimentierte und gleichzeitig an Vertrautem festhielt.
Holtmann moderierte legendäre Sendungen wie "SDR 3 Treff" oder die große SWR1 Hitparade, und brachte mit Formaten wie „Pop & Poesie in Concert“ das Radio auf die Bühnen der Region. Selbst nach der Diagnose Parkinson 2009 blieb er in der Öffentlichkeit präsent, zeigte sich kämpferisch und offen – zuletzt, als der Stuttgarter Schlossplatz für ihn Standing Ovations gab. Kaum jemand hätte wohl gedacht, dass er noch einmal so gefeiert wird. Jetzt bleibt die Erinnerung – und eine Radiolandschaft, die reicher war, weil Matthias Holtmann ein Teil von ihr war.
Matthias Holtmanns Tod bewegt nicht nur Kollegen aus Funk und Fernsehen, sondern auch ein breites Publikum, das mit seiner unverkennbaren Art aufgewachsen ist. Seine kreative Unruhe, gepaart mit der ehrlichen Hinwendung zum Publikum, machte ihn über viele Jahre zur festen Größe im Südwestrundfunk. Die Nachricht seines Ablebens hinterlässt eine spürbare Lücke – sowohl fachlich als auch menschlich.
Inzwischen haben verschiedene Medien den Tod von Matthias Holtmann aufgegriffen. Die Süddeutsche Zeitung würdigt ihn als einen der letzten großen Entertainer im deutschen Radiobereich und hebt besonders seine Offenheit im Umgang mit seiner Erkrankung hervor. Beim SWR selbst erinnern sich Kollegen an seine Leidenschaft, Neues auszuprobieren, ohne das Publikum aus dem Blick zu verlieren. Die FAZ verknüpft Holtmanns Werdegang mit dem Wandel der deutschen Radiolandschaft seit den 70ern, wobei sie seinen Einfluss auf die Gestaltung von Popformaten und die Förderung junger Talente herausstreicht. In Beiträgen von taz und Zeit online wird auch auf die gesellschaftliche Wirkung seiner Sendungen und seinen besonderen Charme eingegangen, der viele Hörer inspiriert und das Radiomedium geprägt hat.