Tunnelbau-Unternehmer Herrenknecht drängt auf stärkere Besteuerung Wohlhabender

Martin Herrenknecht, Gründer des Tunnelbohrmaschinenherstellers Herrenknecht, spricht sich angesichts aktueller finanzieller Herausforderungen für eine stärkere finanzielle Beteiligung von Spitzenverdienern und Wohlhabenden aus.

heute 00:20 Uhr | 70 mal gelesen

Herrenknecht erklärte gegenüber der "Süddeutschen Zeitung", dass er bereit wäre, zwei Prozent höhere Steuern zu zahlen, sofern diese Mehreinnahmen direkt einkommensschwachen Gruppen zugutekämen. Für ihn sei es akzeptabel, wenn höhere Einkommensschichten mehr abgeben müssten, solange garantiert werden könne, dass das Geld nicht im weitgefassten Sozialhaushalt verloren gehe. Herrenknecht betont, dass viele Arbeitnehmer inzwischen kaum noch in der Lage seien, mit ihrem Lohn grundlegende Kosten wie Miete und Energie zu decken. Gleichzeitig schlägt er vor, dass bis zu fünf Überstunden pro Woche steuerfrei ausbezahlt werden sollten, um Anreize für längeres Arbeiten und damit eine höhere Produktivität zu bieten – eine Maßnahme, die seiner Ansicht nach auch Unternehmen unterstützen würde. Zudem sei die Bürokratie in Deutschland problematisch: Während ein Logistikzentrum in Indien in sechs Monaten errichtet werden könne, brauche dies in Deutschland etwa drei Jahre – auch wegen umfangreicher Vorgaben und zahlreicher Auflagen. Herrenknecht leitet das Unternehmen seit dessen Gründung vor einem halben Jahrhundert weiterhin und beschäftigt rund 5.500 Angestellte.

Martin Herrenknecht, Chef eines der weltweit größten Tunnelbohrmaschinen-Unternehmen, spricht sich für eine moderat höhere Besteuerung wohlhabender Bürger aus, sofern die Einkünfte gezielt Niedrigverdienenden zugutekommen und nicht im undurchsichtigen Sozialetat verschwinden. Seine Forderungen betreffen zudem eine steuerfreie Vergütung von Überstunden, um die investierte Arbeitszeit zu belohnen und die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern, sowie Bürokratieabbau, da er die deutsche Regulierung als hinderlich für die Wirtschaftskraft empfindet. Der Vorstoß fällt in eine Phase, in der die Debatte über Steuergerechtigkeit und Arbeitszeitmodelle – auch in Verbindung mit Fachkräftemangel und wachsenden Lebenshaltungskosten – in Deutschland wieder an Fahrt aufnimmt. NEUE DETAILS (Internetrecherche): - Die Forderung nach einer Übergewinnsteuer oder einer stärkeren Vermögenssteuer ist in den letzten Tagen wieder Gegenstand politischer Diskussionen, insbesondere im Kontext des aktuellen Haushaltsstreits und wachsender Kluft zwischen Arm und Reich (Quelle: Spiegel, Zeit, FAZ). - Gewerkschaften und Sozialverbände befürworten eine stärkere Besteuerung von Reichen und kritisieren, dass notwendige Investitionen in Soziales und Infrastruktur ansonsten nicht finanziert werden können (Quelle: SZ, DW). - Die Debatte um die Work-Life-Balance ist durch aktuelle Studien und politische Initiativen zur Vier-Tage-Woche und Homeoffice weiter entfacht worden; Wirtschaftslobbyisten fordern dagegen wie Herrenknecht produktivitätssteigernde Maßnahmen (Quelle: taz, The Local).

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Spiegel berichtet ausführlich darüber, dass im Zuge der aktuellen Haushaltsdebatte eine Überarbeitung des Steuersystems diskutiert wird – gerade reiche Privatpersonen und Unternehmen könnten signifikant zur Sanierung des Haushalts beitragen; dabei stehen sowohl Vermögenssteuer als auch Übergewinnsteuer im Fokus (Quelle: Spiegel).

Die Süddeutsche Zeitung beschreibt in einer detaillierten Analyse die zunehmende Belastung von Arbeitnehmern mit niedrigen Löhnen durch steigende Lebenshaltungskosten und hält einen Übergang zu angemesseneren Steuerlasten für Top-Verdiener für notwendig – mit Betonung darauf, dass dies sozialpolitisch flankiert werden müsste (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Die FAZ hat in den letzten 48 Stunden einen längeren Beitrag zur Diskussion über Sinn und Machbarkeit einer Vier-Tage-Woche gebracht und gibt dabei Stimmen wie der von Herrenknecht wieder, die Produktivitätseinbußen und demografische Risiken durch arbeitszeitverkürzende Experimente befürchten (Quelle: FAZ).

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