Unicef warnt: Milliardenkürzungen gefährden Bildungszugang für Millionen Kinder

Wegen sinkender Entwicklungshilfe-Budgets könnten bis Ende 2026 weltweit etwa sechs Millionen Kinder ihren Schulbesuch verlieren.

03.09.25 16:18 Uhr | 3 mal gelesen

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hat in einer aktuellen Analyse vor dramatischen Auswirkungen der gekürzten Entwicklungshilfe für Bildung gewarnt. Die öffentlichen Gelder für Bildungsprojekte weltweit werden voraussichtlich um 3,2 Milliarden US-Dollar sinken – das entspricht einem Rückgang von 24 Prozent seit 2023. Allein drei Länder tragen fast 80 Prozent dieser Reduzierungen. Sollte dieses Szenario eintreten, würde die Zahl der Kinder, die keine Schule besuchen, global von 272 auf 278 Millionen ansteigen – ungefähr so viele Kinder, wie in allen Grundschulen Deutschlands und Italiens zusammen unterrichtet werden. Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell betonte, dass Bildung weit mehr sei als Unterricht: Sie ermögliche Kindern den Zugang zu lebenswichtigen Gesundheits-, Schutz- und Ernährungsdiensten und bietet eine Perspektive, der Armut zu entkommen. Das seit 1970 angestrebte Ziel, dass entwickelte Staaten mindestens 0,7 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens für Entwicklungsleistungen geben, ist aktuell gefährdet. Für Deutschland etwa ist vorgesehen, die ODA-Quote von 0,67 Prozent im Jahr 2024 bis 2029 auf nur noch 0,43 Prozent abzusenken.

Unicef sieht durch die starken Kürzungen bei der Entwicklungszusammenarbeit eine massive Gefahr für das Recht auf Bildung von Millionen Kindern weltweit. Vor allem in Krisenländern droht der Rückgang der Gelder zu einem drastischen Anstieg der Schulabbrecher zu führen, was auch die Chancen auf Gesundheitsversorgung und besseren Lebensstandard schmälert. Neben Deutschland haben etwa Großbritannien und die USA die eigenen Beiträge zur Entwicklungszusammenarbeit zuletzt gesenkt, wobei hierbei auch geopolitische Verschiebungen, neue Konfliktherde und wirtschaftlicher Druck auf die staatlichen Haushalte eine Rolle spielen. Verschärfend kommt hinzu, dass laut der UNESCO selbst ohne Kürzungen das Ziel, bis 2030 inklusive Bildung weltweit zu gewährleisten, kaum zu erreichen gewesen wäre. Besonders betroffen sind Subsahara-Afrika und Regionen, in denen durch Konflikte oder Vertreibungen Kinder ohnehin wenig Zugang zu Schulen haben. Bildungsorganisationen fordern deshalb verstärkte Investitionen und innovative Finanzierungsmechanismen, um Chancengleichheit langfristig zu sichern.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Auf Spiegel Online wird berichtet, wie internationale Hilfsorganisationen Alarm schlagen, weil durch die Kürzungen bei Entwicklungshilfegeldern nicht nur Bildungsinitiativen, sondern auch Gesundheits- und Schutzprogramme in armen Ländern massiv gefährdet werden. Darüber hinaus wird die politische Debatte in Deutschland beleuchtet, wo etwa im Bundeshaushalt bereits geplante Reduktionen der ODA-Quote auf Widerstand in Entwicklungs- und Sozialverbänden stoßen. Kritisiert wird vor allem, dass kurzfristige Sparmaßnahmen langfristig neue Kosten und globale Probleme produzieren (Quelle: Spiegel).

Die Zeit analysiert, dass der Rückgang internationaler Bildungsfinanzierung nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die betroffenen Kinder habe, sondern auch die Gefahr birgt, globale Entwicklungs- und Klimaziele zu verfehlen. Besonders das Risiko von politischer Instabilität und Migration könne laut Experten durch einen sinkenden Bildungszugang verschärft werden. Der Artikel beleuchtet zudem die Forderung von NGOs, private Investoren und philanthropische Stiftungen stärker in die Finanzierung einzubinden (Quelle: Die Zeit).

Auf der Deutschen Welle liegt der Fokus auf den langfristigen gesellschaftlichen Folgen, die mit einer wachsenden Zahl an Kindern ohne Schulbildung einhergehen. Dargestellt werden individuelle Geschichten betroffener Familien und der Zusammenhang zwischen fehlender Bildung, Kinderarbeit und Armutsverfestigung. Die DW erläutert außerdem, welche globalen Förderinitiativen jetzt dringend gestärkt werden müssten, um den drohenden Bildungsnotstand abzuwenden (Quelle: Deutsche Welle).

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