Jede Woche neue Vorschriften, Versandlisten, Nummern – der internationale Handel ist ein ständiges Ringen mit dem Unbekannten. Trotzdem verlassen sich zahlreiche Betriebe darauf, dass der Spediteur schon alles korrekt macht. Ein fataler Trugschluss, wie Janine Lampprecht, eine erfahrene Beraterin bei der Grenzlotsen GmbH, berichtet. Denn: Der Spediteur füllt vielleicht die Formulare aus, steht aber im Ernstfall nicht mit seinem Haftungsbescheid vor der Tür, sondern das eigene Unternehmen. Die Komplexität wird von außen oft unterschätzt. Mittlerweile reicht es eben nicht mehr, den „Papierkrieg“ einfach wegzuorganisieren – zu viel kann schiefgehen, von Bußgeldern über Sanktionen bis hin zu blockierten Containern. Häufig bleiben Einsparmöglichkeiten auch komplett unbemerkt, weil niemand sie im Blick hat. Lampprecht und ihr Team rütteln auf: Nur Betriebe, die internes Zollwissen aufbauen, sind auf der sicheren Seite. Ihre Erfahrung: Wer einfach nur Formulare weitergibt, gibt auch Verantwortung und, ehrlich gesagt, oft auch Geld aus der Hand.
Insbesondere bei neuen Anforderungen – von der EU-Entwaldungsverordnung über CO2-Grenzausgleich (CBAM) – ist ein Durchblick nötig, der auf Standardwissen hinausgeht. Viele Firmen bemerken ihre Lücken erst, wenn der Zoll schon vor der Tür steht. Rund 70 Prozent, so schätzt Lampprecht, erkennen ihre Versäumnisse erst im Schadensfall. Das Kernproblem: Fast überall betreuen Leute das Thema Zoll „mit“, die eigentlich ganz andere Aufgaben haben. Das ist wie ein Haus bauen und den Klempner den Strom machen lassen – funktioniert kurz, geht aber schief.
Die Lösung? Gezielt eigene Kompetenzen schaffen. Die Grenzlotsen analysieren Abläufe, decken Schwachstellen auf und entwickeln gemeinsam mit dem Kunden maßgeschneiderte Lösungen. Die Empfehlung: Mindestens eine ausgebildete Fachkraft, die Zollprozesse strategisch (nicht nur operativ) steuert. Besonders wichtig ist Transparenz: Jeder Euro, der in Zollwissen investiert wird, muss sich durch Effizienz, Sicherheit und Ersparnisse bemerkbar machen. Statt neue Stellen wahlweise „draufzupacken“, steht die Prozessoptimierung im Fokus – mit spürbarem Effekt auf Zeit, Geld und Wettbewerbsfähigkeit.
Echte Zollstrukturen sind kein Luxus, sondern in Zeiten ständiger Veränderungen und globaler Unsicherheiten ein Muss.
Immer mehr Unternehmen geraten durch mangelnde Zollkenntnisse ins Hintertreffen – und das in einer Zeit, in der Handelsvorschriften beinahe wöchentlich angepasst werden. Der oft blinde Glaube an den Spediteur schützt nicht vor Haftung, Nachzahlungen oder Wettbewerbsnachteilen. Eine eigene, strategisch aufgebaute interne Zollkompetenz ist deshalb kein nettes Extra, sondern schlichte Notwendigkeit. Aktuell erschweren verschärfte Regulierungen wie die EU-Entwaldungsverordnung oder das neue Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) die Abläufe erheblich – Unternehmen ohne fundiertes Zollwissen sind dabei besonders gefährdet. Recherchen auf Fachportalen und Wirtschaftsnachrichtenseiten bestätigen einen steigenden Beratungsbedarf in puncto Zoll-Compliance, dem klassische Logistikpartner kaum gerecht werden. Künftig wird es immer entscheidender, eigene Experten und Strukturen für die komplexen Anforderungen internationaler Märkte heranzuziehen.