Wer Winfried Kretschmann nicht kennt, könnte meinen, hier begegnet einem typischer grüner Funktionär – ein Irrtum. Vom Verfassungsschutz einst kritisch beäugt, von feministischen Aktivistinnen zeitweise mit Protesten begleitet, wandelte sich Kretschmann doch zum Liebling breiter Bevölkerungsschichten. Eine eigenwillige Karriere, die ihn nicht nur lange auf dem Chefsessel in Stuttgart hielt, sondern ihn sogar zum Symbol für Wandel in einer vormals CDU-geprägten Hochburg werden ließ. Nun, nach bald anderthalb Jahrzehnten an der Spitze, verlässt er 2026 die politische Bühne. Was bleibt zurück? Der SWR hat Kretschmann jahrelang begleitet und präsentiert am 27. November eine Dokumentation über ihn – eine Art Vermächtnis und kritischer Rückblick zugleich. Direkt danach diskutiert er in 'Zur Sache! Extra' mit Florian Weber. Politische Wegbereiter und Rivalen kommen zu Wort: War Kretschmanns grüne Handschrift wirklich prägend? Mitgründung der Grünen, Schützenverein, katholischer Glaube, Traditionsbewusstsein: Eine seltsame Mischung, die irgendwie funktionierte. Ursprüngliche Erwartungen und das tatsächliche Ergebnis, wie weit klaffen die auseinander? Wer wissen will, wie Politik auch jenseits der Slogans aussehen kann, sollte reinschauen. Die Dokumentation und die Gesprächsrunde laufen am Donnerstag, unterschiedliche Fassungen und Sendezeiten für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz – typisch Fernsehen eben. Fotos über ARD-Foto.de, Kontakt für Pressezwecke: Ursula Foelsch.
Die Sendung zeichnet Kretschmanns erstaunlichen Weg nach – vom Außenseiter zur grünen Institution und prägenden Gestalt Baden-Württembergs. Der SWR blickt kritisch und persönlich auf seine Bilanz: Hat er Traditionen gebrochen oder einfach nur modernisiert? Von politischen Freunden und Gegnern werden unterschiedliche Perspektiven sichtbar – der Tenor schwankt zwischen Respekt vor seiner Integrationskraft und Skepsis gegenüber verpassten Chancen in Umwelt- und Bildungspolitik. Neuere Berichte beleuchten Kretschmanns wachsende Popularität gegen Ende seiner Amtszeit, aber auch die zunehmende Herausforderung, Grüne und Wirtschaft zu vereinen. Laut "FAZ" rückte Kretschmann zuletzt stärker ins Zentrum politischer Debatten, da die grüne Landesregierung das Spannungsfeld zwischen ökologischen Zielen und Industriestandort betont zu vermitteln versuchte. "Zeit Online" beschäftigt sich mit dem Aufstieg und der Konsolidierung der Grünen im Land – nicht zuletzt durch Kretschmanns ruhigen, aber bestimmenden Stil, der selbst viele Skeptiker überzeugte. "Süddeutsche Zeitung" analysiert aktuelle Reaktionen auf Kretschmanns angekündigten Abschied und wirft die Frage auf, wie es mit der grünen Regierungsbeteiligung in Baden-Württemberg nach ihm weitergeht.