Zahl der verspäteten Zahlungen durch Unternehmen in Deutschland steigt deutlich

Eine wachsende Zahl deutscher Unternehmen zahlt Rechnungen immer später.

01.10.25 12:40 Uhr | 122 mal gelesen

Im ersten Halbjahr 2025 beglichen fast zwölf Prozent aller Firmen ihre Rechnungen verspätet. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Crif im Auftrag des 'Handelsblatts'. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte der Anteil der säumigen Unternehmen noch bei acht Prozent gelegen. Besonders hoch ist der Anteil überfälliger Zahlungen in Hamburg (17 Prozent) und Niedersachsen (16 Prozent). Lieferanten und Dienstleister warten inzwischen durchschnittlich mehr als 50 Tage, bis sie ihr Geld erhalten – das sind knapp 20 Tage Verzug über das übliche Zahlungsziel von 31 Tagen hinaus. Am stärksten von Zahlungsverzug betroffen sind das Gastgewerbe, der Maschinenbau, das Gesundheits- und Sozialwesen sowie das Baugewerbe. Laut Crif-Chef Frank Schlein sind die Gründe für diese Entwicklung in der anhaltenden wirtschaftlichen Krise und zunehmenden Liquiditätsproblemen der Unternehmen zu suchen. Anhaltend schlechte Zahlungsmoral sei ein Warnsignal für drohende Zahlungsausfälle und mögliche Insolvenzen, so Schlein weiter.

Die steigende Zahl verspäteter Zahlungen verdeutlicht den wirtschaftlichen Druck, unter dem viele deutsche Unternehmen derzeit stehen. Gerade bei kleinen und mittelständischen Betrieben führen Liquiditätsengpässe dazu, dass Rechnungen nicht mehr fristgerecht beglichen werden. Nach Recherchen aktueller Berichte ist außerdem der Trend europaweit spürbar: Forscher des Kreditversicherers Allianz Trade berichten, dass auch in anderen EU-Ländern die Zahlungsmoral von Unternehmen nachgelassen hat, was insgesamt ein erhöhtes Insolvenzrisiko für Branchen wie Bau, Einzelhandel oder Gastronomie birgt. Zahlungsrückstände behindern die Zahlungsfähigkeit in der gesamten Lieferkette, was zu einem Dominoeffekt führen kann. Die Politik diskutiert derzeit mögliche staatliche Unterstützungsmaßnahmen, damit Unternehmen ihre Zahlungsfähigkeit erhalten und Arbeitsplätze sichern können.

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Die Zahl der Firmeninsolvenzen hat im Mai 2024 in Deutschland ein neues Hoch erreicht, wobei eine Zunahme wirtschaftlicher Schwierigkeiten verzeichnet wird. Besonders betroffen sind laut Wirtschaftsexperten die Bauwirtschaft und der Einzelhandel, während die Politik warnt, dass sich der Trend noch verschärfen könnte, falls keine strukturellen Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Quelle: FAZ

Laut einer Analyse schwankt die Zahlungsmoral in Europa stark: In manchen Ländern werden Rechnungen häufiger verspätet oder gar nicht beglichen, was zu erhöhtem Finanzierungsbedarf und Liquiditätsengpässen entlang der Wertschöpfungsketten führt. Experten fordern gezielte Förderprogramme und eine bessere Überwachung des Zahlungsverkehrs, um die Verlässlichkeit im Geschäftsleben zu sichern. Quelle: Handelsblatt

Wenn Unternehmen ihre Rechnung nicht rechtzeitig bezahlen, geraten besonders kleine Zulieferer unter Druck. Ein Report hebt hervor, dass verspätete Zahlungen häufig in wirtschaftlich unsicheren Zeiten zunehmen und dass der Austausch digitaler Zahlungsinformationen sowie transparente Geschäftsbeziehungen helfen können, das Risiko zu minimieren. Quelle: Süddeutsche Zeitung

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