Bund plant erhöhte Kreditaufnahme in Milliardenhöhe

Die Deutsche Finanzagentur rechnet mit einem jährlichen Finanzierungsbedarf des Bundes von rund 500 Milliarden Euro – Tendenz steigend.

01.10.25 13:28 Uhr | 178 mal gelesen

Tammo Diemer, Geschäftsführer der Bundesfinanzagentur, prognostiziert eine deutliche Zunahme des Finanzierungsbedarfs für die kommenden Jahre. Für das Jahr 2025 wurden die Kreditaufnahmeziele bereits nach oben angepasst; es sollen insgesamt 34 Milliarden Euro mehr durch Bundeswertpapiere aufgenommen werden. Trotz dieser Erhöhung bleibt das Interesse an deutschen Staatsanleihen hoch, denn das Emissionsvolumen wird im Schnitt um das 1,7-Fache nachgefragt. Diemer erklärte zudem, dass die steigenden Zinsen für langlaufende Anleihen vor allem auf allgemeine Marktunsicherheit zurückzuführen seien, nicht auf Zweifel an der Kreditwürdigkeit Deutschlands. Dies sei kein nationales, sondern vielmehr ein globales Phänomen. Ko-Geschäftsführerin Eva Grunwald betont, dass der Bund trotz der Anteilsgewinne an der Commerzbank vorerst keine weiteren Aktienverkäufe plant – nach dem wenig transparenten Vorgehen von Unicredit bei angestrebten Übernahmen wird Geduld als ratsam angesehen.

Der erhöhten staatlichen Kreditaufnahme liegen sowohl außergewöhnliche haushaltspolitische Belastungen als auch strukturelle Herausforderungen wie der anhaltende Investitions- und Zukunftsbedarf zugrunde. Die robuste Nachfrage nach sicheren Bundeswertpapieren zeigt Deutschlands Stabilität im internationalen Vergleich, doch steigen die Zinskosten für langfristige Finanzierungen spürbar. Neben markttechnischen Entwicklungen, beispielsweise durch erhöhte globale Unsicherheiten, beeinflussen auch politische Entscheidungen wie etwa die Debatte um die Schuldenbremse und die Finanzierung von Energie- und Klimaprojekten die aktuelle Finanzstrategie. Laut aktuellen Medienberichten bleibt der Bund trotz des Verkaufsdrucks an seiner Beteiligung an der Commerzbank vorerst standhaft, um keine weiteren Unruhe am Markt auszulösen.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die FAZ beleuchtet die Debatte um die Finanzierung des Bundeshaushalts mit Blick auf die anhaltenden Zinssteigerungen, die Haushaltsplanungen von Finanzminister Christian Lindner und die aktuellen Herausforderungen durch Investitionsstaus in Infrastruktur und Digitalisierung. Die Diskussion um die Schuldenbremse bleibt dabei zentral und sorgt für politischen Druck. Die Bundesregierung steht vor der Aufgabe, Haushaltsdisziplin und zukunftsorientierte Ausgaben zu vereinen. Quelle: FAZ

Spiegel Online berichtet ausführlich über die aktuelle Haushaltskrise und die Debatte um die Finanzierung großer politischer Projekte, wie beispielsweise das Wachstumschancengesetz und milliardenschwere Hilfspakete. Die Regierungskoalition sucht dabei Kompromisse zwischen Konsolidierung und neuen Investitionen, während die angespannte Zinslage die Spielräume begrenzt. Experten sehen dauerhafte Herausforderungen für die mittelfristige Finanzplanung. Quelle: Der Spiegel

Die Süddeutsche Zeitung analysiert die Folgen der Zinserhöhungen auf die öffentliche Hand und stellt die langfristige Tragfähigkeit der Finanzierungsstrategie Deutschlands in Frage. Ein Fokus liegt auf den steigenden Kosten zukünftiger Investitionen und den politischen Zielkonflikten zwischen Sparzwang und Modernisierung. Die Rolle der staatlichen Beteiligungen, wie an der Commerzbank, wird dabei besonders kritisch hinterfragt. Quelle: Süddeutsche Zeitung

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