Es liegt etwas in der Luft, das kann man spüren – in den Gesprächen auf den Höfen, in den Fluren der Konzerne und auch zwischen den Zeilen einer neuen Studie: Der „Zukunftskompass Agrar & Ernährung 2025“ hält der Branche den Spiegel vor. Gemeinsam von RSM Ebner Stolz und dem Agrar- und Ernährungsforum Nord-West e.V. erarbeitet, skizziert das Papier erstmals detailliert die Herausforderungen und Weggabelungen für Land- und Ernährungswirtschaft im Nordwesten.
Im Zentrum stehen Interviews und Umfragen entlang der gesamten Produktionskette – von kleinen Familienbetrieben bis zu großen Playern mit internationalem Geschäft. Die Quintessenz der Ergebnisse ist zweischneidig: Ja, die Märkte sind rau, Regulatorik drückt, Investitionen bleiben oft aus. Aber, und das darf man nicht unterschätzen, gerade das ruft Pioniere und Erneuerungsgeist auf den Plan. Digitale Technologien, regionale Engagements und neue Allianzen sind im Kommen – und werden von vielen Insidern als Schlüssel für nachhaltigen Neustart gesehen.
„Das ist nicht nur ein betriebswirtschaftlicher Umbruch, sondern auch ein geistiger Switch“, meint Klaus Martin Fischer von RSM Ebner Stolz. Dem pflichtet Sven Guericke, Chef des AEF, bei: Die Zukunft liege in klarer Orientierung und belastbaren Netzwerken. Im Kern empfiehlt der Kompass, Strategien mit Weitblick zu schmieden, konsequent auf Digitalisierung zu setzen und Kooperationen als Kraftquelle zu betrachten – sprich: Wer dem Wandel begegnet, darf auch gestalten.
Dabei wirkt der Zukunftskompass wie ein Werkzeugkasten, pragmatisch und offen für experimentelle Ansätze. Kurzum: Die deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft wird sich neu erfinden müssen, will sie in einer Welt bestehen, in der Unsicherheit zur neuen Normalität geworden ist.
Der jetzt veröffentlichte Zukunftskompass wurde im Dialog mit Unternehmen sämtlicher Größenordnungen entwickelt und macht sichtbar: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Nordwestdeutschland steht am Scheideweg. Neben wachsenden Herausforderungen wie Preisdruck, hoher Bürokratie und einer abwartenden Investitionshaltung werden auch große Chancen zwischen Digitalisierungsschub, Innovationskultur und starken regionalen Bindungen erkannt. Frische Impulse durch Technologie, die Forderung nach nachhaltigen Lösungen und eine steigende Bereitschaft zu branchenübergreifenden Allianzen ziehen sich durch das Bild.
In den letzten beiden Tagen wurde in großen Wirtschaftstiteln wie der FAZ und der Süddeutschen diskutiert, wie weitreichend der strukturelle Wandel quer durch alle Wertschöpfungsstufen reicht, ausgelöst etwa durch Klimagesetze und verändertes Verbraucherverhalten. Branchenverbände sehen die Notwendigkeit, traditionelle Denkweisen stärker zu hinterfragen und Versäumnisse – etwa bei Nachwuchsmangel und Ressourceneffizienz – offensiver anzugehen. Interessant ist, dass die politischen Diskussionen rund um Subventionen, Genehmigungsverfahren und Digitalisierung die Dringlichkeit für Innovationen noch weiter schüren und einige Unternehmen schon ganz gezielt auf Automatisierung, KI-basierte Lösungen und nachhaltige Produktion umschwenken.