Apotheker:innen warnen: Unkontrollierte Online-Grenzapotheken als Risiko – Klarstellungen nach BGH-Urteil

Klingt wie Science-Fiction, ist aber Realität: Pharmaversandhäuser jenseits der deutschen Grenze, vor allem in den Niederlanden, sorgen für Unruhe bei deutschen Apotheker:innen. Während heimische Apotheken ihre Türen und Ohren offenhalten, verschicken sogenannte Online-Apotheken Medikamente aus anonymer Lagerhalle. Das eigentliche Problem? Patientenschutz und staatliche Kontrollmechanismen drohen ausgehöhlt zu werden.

heute 11:23 Uhr | 13 mal gelesen

Wenn man mal zurücktritt und das Apothekensystem betrachtet, spürt man sofort die Spannung: Die Vor-Ort-Apotheken, auf deren Duft von Desinfektionsmittel manche sogar nostalgisch schwören, konkurrieren mit unpersönlichen Versandlagern, deren einziger persönlicher Kontakt vermutlich die freundliche Paketbotin ist. Dr. Bettina Mecking von der Apothekerkammer Nordrhein bringt es auf den Punkt: 'Die schicken dir zwar Tabletten, aber sind das wirklich Apotheken? Das erinnert mehr an Amazon als an pharmazeutische Beratung.' Hinzu kommt das Problem, dass diese 'Grenzapotheken', so sagt Dr. Morton Douglas, kaum jemandem in den Niederlanden etwas verkaufen. Den eigentlichen Prüfungen und Vorschriften der deutschen Gesetzgebung entziehen sie sich dabei geschickt. Und das frustriert nicht nur die Apothekenbetreiber in Deutschland, sondern weckt auch Zweifel an der Sicherheit und Transparenz für Patient:innen. Die Forderung der Kammer ist daher simpel – aber gar nicht so selbstverständich: Wer Arzneimittel nach Deutschland schicken darf, muss auch wirklich eine geprüfte und kontrollierte Apotheke sein. Keine Luftnummer, kein Lager-Gigant, sondern echte Fachleute im weißen Kittel – und Behörden, die regelmäßig reinschauen. Momentan diskutiert deshalb auch das OLG Düsseldorf darüber, wie man eine 'echte' Präsenzapotheke genau definiert und ab welchem Zeitpunkt die rechtlichen Konsequenzen greifen. Nach Auffassung der Jurist:innen ändert es übrigens herzlich wenig, wenn nachträglich plötzlich doch eine Repräsentanz eröffnet wird – dann ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Ein Gedanke am Rand: Es ist irgendwie merkwürdig, dass wir bei Medikamenten, die Menschenleben betreffen, oft schon weiter entfernt vom Bäcker um die Ecke vertrauen. Vielleicht, weil es so bequem wirkt, vielleicht auch, weil der Gedanke an Digitalisierung und moderne Logistik so vielversprechend ist. Aber wer trägt am Ende tatsächlich die Verantwortung, wenn etwas schiefgeht? An dieser Stelle kann eine gesunde Portion Skepsis wohl nicht schaden.

Die Apothekerkammer Nordrhein warnt davor, sogenannte 'Grenzapotheken' – insbesondere aus den Niederlanden – könnten den Patientenschutz in Deutschland gefährden, da sie oft ohne verbindliche staatliche Kontrolle agieren. Obwohl nach deutschem Arzneimittelgesetz nur richtlinienkonforme Apotheken Arzneimittel importieren und versenden dürfen, nutzen manche Versender rechtliche Lücken und verzichten etwa auf den Vertrieb an niederländische Kund:innen, um behördlicher Überprüfung zu entgehen. Derzeit steht die juristische Klärung bevor, was eine echte Präsenzapotheke im Sinne des Gesetzes darstellt und wie mit nachträglich eröffneten Filialen umgegangen werden soll, insbesondere im Hinblick auf die Erstattungspflichten der Kassen. Die deutsch-niederländische Apothekenproblematik bleibt weiter aktuell und emotional: Kürzlich berichten mehrere Medien, dass die Digitalisierung und internationale Marktdynamik den traditionellen Apothekenstandort unter Druck setzen. Während Online-Apotheken wachsende Marktanteile zulegen, klagen hiesige Apotheken über ausufernde Bürokratie, Preisdruck und Fachkräftemangel. Das Vertrauen der Bevölkerung, so zeigen aktuelle Umfragen, bleibt jedoch weiterhin hoch, solange eine wohnortnahe, persönliche Beratung gewährleistet ist (siehe taz.de, faz.net, spiegel.de, sueddeutsche.de, apotheke-adhoc.de und weitere Quellen der letzten 48 Stunden). Weitere Hintergründe: Nach dem jüngsten Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) wird betont, dass reine Versandlager keine Apotheken im rechtlichen Sinn sind, weshalb bei Gesetzesverstößen mögliche hohe Rückforderungen an die Kassen drohen. Medien diskutieren zurzeit zudem ausführlich über die politische Verantwortung, da bislang keine klaren, europaweit einheitlichen Regelungen existieren. Auch europaweit nehmen Bedenken über „Apotheken-Tourismus“ und Qualitätskontrolle zu, was zu einer neuen Debatte über die Zukunft der Arzneimittelversorgung und nationale Zuständigkeiten geführt hat.

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