Neugierig wie ich bin, stöbere ich regelmäßig durch das ARTE-Angebot, und diesmal hat der November wirklich Überraschungen parat. Zuerst lockt eine Reihe junger europäischer Filme auf arte.tv, in denen Newcomer – teils zwischen Alltag und Ausnahmezustand – Geschichten aus Spanien, der Schweiz, Griechenland und darüber hinaus erzählen. Schräg eigentlich, wie sehr ein einfacher Spanienurlaub aus den Fugen geraten kann oder weshalb es im Alltag eines Schneiders in Athen genauso viel Drama wie im Kino gibt.
Wer Serien liebt, findet ab 6. November 'Ana und Oscar' – eine Liebesgeschichte in Zeitraffern von Silvester zu Silvester, die Beziehungen nicht romantisiert, sondern ehrlich aufrollt. Wer nordische Dunkelheit bevorzugt, für den kommt die dänisch-schwedische Thriller-Serie 'Bron – Die Brücke' zurück – diesmal sind alle vier Staffeln auf arte.tv zu sehen.
'Aber da steckt noch mehr im November: Mit 'I AM THE GREATEST' startet ab 25. November eine ungewöhnliche Serie, in der Menschen mit dem täglichen Druck kämpfen und ihre Fluchten ins Fantastische manchmal überraschend ehrlich ausfallen. Abstecher in die Realität gefällig? 'Trump: Das Gesetz bin ich' fragt, wie weit ein Präsident wirklich gehen darf, während 'Auf den Spuren der Geschichte. Die Nürnberger Prozesse' eindrucksvoll zeigt, wie die Welt 1945 hinschaute, als in Nürnberg Geschichte geschrieben wurde.
Selbst Tech-Kritiker dürfen Triumphe feiern: Die Dokumentation über den Messenger 'Telegram' und seinen schillernden, geheimnisvollen Erfinder Pawel Durow beleuchtet, wie nah Freiheit und Rechtsbruch beieinanderliegen können. Gesellschaftlich sensibler wird’s in 'Die Dessous-Boutique' aus Jaffa, wo Frauen mehr als ihre BH-Größen austauschen – tiefe Blicke auf Körper und Selbstbild inbegriffen.
Künstlerisch vagabundiert 'Zwischen Istanbul und Kairo – Tausend Facetten der Moderne' durch Kunst und Geschichte, und musikalisch haut Nick Cave & The Bad Seeds in Paris noch mal so richtig auf die Bühne. Unerwartet aktuell: 'Homo Plasticus' – eine Doku, in der Mikroplastik zum stillen Bedrohungsszenario für Mensch und Umwelt wird.
Mal ehrlich: So unterschiedlich diese Themen sind, so sehr spürt man beim Durchsehen, wie Atem und Vielfalt europäischer Kultur selbst in Streaming-Zeiten weiterleben – manchmal rau, manchmal leise, aber niemals langweilig.
Die ARTE-Streamingtipps im November bringen ein breites Spektrum von europäischem Jungkino über gesellschaftskritische Dokus bis hin zu musikkulturellen Highlights. Zu den Schwerpunkten gehören Spielfilmdebüts junger Regietalente aus Europa, die neue Blickwinkel auf den Alltag verschiedener Länder bieten. Besonders hervorzuheben: 'Ana und Oscar' reflektiert Beziehungsrealitäten, 'Bron – Die Brücke' entfaltet skandinavische Spannung über vier Staffeln, während Themen wie Trumps Demokratieverständnis, die Nürnberger Prozesse und der Einfluss von Telegram auf Meinungsfreiheit aktuell und kritisch beleuchtet werden. Als Streaming-Premieren dabei: intime Dokus wie 'Die Dessous-Boutique', der künstlerische Streifzug durch den Nahen Osten und ein Konzertmitschnitt von Nick Cave & The Bad Seeds aus Paris. Die geplante Ausgabe der Science-Doku 'Homo Plasticus' verweist auf besorgniserregende Forschungsergebnisse zu Mikroplastik im menschlichen Körper, was die gesellschaftliche Dringlichkeit des Umweltthemas noch einmal unterstreicht.
Ergänzt um aktuelle Entwicklungen: In den vergangenen Tagen wurde im Zuge der fortschreitenden digitalen Transformation auch die Rolle von Öffentlich-Rechtlichen Medien wie ARTE verstärkt diskutiert, gerade im Hinblick auf die Bewahrung kultureller Vielfalt und kritischer Berichterstattung im Wettbewerb mit globalen Streaming-Giganten. Gesellschaftliche Spannungsfelder, wie sie in der Debatte um Meinungsfreiheit auf Telegram deutlich werden, sind durch jüngste Gesetzesinitiativen und Debatten rund um Plattformregulierung weiter ins Zentrum gerückt. Gleichzeitig aktualisieren zahlreiche Kinoproduktionen und Dokus von ARTE den Blick auf Themen wie Geschlechterrollen, Migration und digitale Ethik, wobei sie immer wieder Fragen nach gesellschaftlicher Teilhabe, Transparenz und Verantwortung aufwerfen.