Manchmal reicht eine einzige Szene aus, um begreifbar zu machen, warum Menschen alles hinter sich lassen. In "Markus Lanz – Flucht" fragt Lanz beharrlich nach: Was bringt jemanden dazu, sein Leben in die Waagschale zu werfen und sich auf den Weg nach Europa zu machen? In Syrien begegnet man Schicksalen zwischen Kriegstrümmern, gebrochener Hoffnung und zähem Lebensmut. Orte wie das gefürchtete Gefängnis Sednaya stehen als Symbol für ein System, das viele Menschen nie wiedersehen wollen – oder können. Doch selbst hier blitzen Vorstellungen von Frieden durch, wenn Lanz mit Verbliebenen spricht. Blickt man weiter nach Westen in den Senegal, dreht sich das Thema Migration um den schleichenden Verlust von Lebensgrundlagen: Wo einst Fischerfamilien vom Meer lebten, prägen nun ausländische Industrien die Küste, und Fischerboote dienen heute oft als Vehikel in ein ungewisses Europa. Lanz hört zu, wenn junge Männer ihre Träume und Ängste schildern – und Familien über das existenzielle Gewicht der Rücküberweisungen sprechen. Dann Süditalien – der vielleicht unbequemste Teil der Reise. Hier prallen Hilfsbereitschaft der einen und Überforderung der anderen aufeinander, und hinter politisch aufgeladenen Debatten stecken echte Geschichten von Ankunft und Anpassung. Die Gespräche mit Experten reflektieren nüchtern, was diese Fluchten für beide Seiten bedeuten. So entsteht durch persönliche Bezüge und globale Zusammenhänge ein bemerkenswert ehrlicher Blick auf Ursachen, Wege und Auswirkungen von Flucht.
Die Doku folgt Markus Lanz, der quer durch Syrien, Senegal und Süditalien reist, Menschen begegnet, deren Lebenswelten sich durch Krieg, Armut oder politische Instabilität radikal verändert haben, und dabei die verschiedenen Facetten von Flucht erlebbar macht. Experteninterviews ergänzen die Perspektive und setzen individuelle Erlebnisse in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext – von den dramatischen Ursachen einer Flucht bis zu den nicht selten enttäuschenden Realitäten der Ankunft in Europa. Neueste Recherchen und Debatten zeigen, dass die Themen Fluchtursachen, Grenzsicherung und Integrationspolitik aktuell in Europa besonders virulent sind: Gerade angesichts steigender Fluchtzahlen gibt es verstärkte Rufe nach gemeinsamer europäischer Asylpolitik, während gleichzeitig Hilfsorganisationen die teils katastrophalen Zustände im Mittelmeerraum anprangern. Die Lage in Syrien bleibt weiterhin instabil – kaum Hoffnung auf sichere Rückkehr –, im Senegal verschärfen Nahrungsmittelkrise und politische Unruhen die Situation. In Italien stehen Aufnahmezentren und Städte vor massiven Herausforderungen; Einwohner reagieren mal mit pragmatischer Solidarität, mal mit zunehmender Abwehrhaltung. Jüngste Berichte warnen zudem ausdrücklich vor dramatisch steigenden Todeszahlen auf Migrationsrouten – Europa ist weit entfernt von einer nachhaltigen Lösung.